Italien Herbst 2025

Montag, 29. September 2025, Wien – Sankt Andrä, 284 km

Eigentlich wollten wir am Sonntag Abend nach Leo´s Geburtstagsfeier wegfahren. Beim Starten des Motors erschien die Meldung „Motor kontrollieren lassen“ und die Motor-Kontrollleuchte ging nicht aus. So waren wir heute bereits vor 7 h in der Früh beim Öamtc, um die Daten auszulesen. Es wurde festgestellt, dass die 2 Kabeln des NOx-Sensors von einem Marder angeknabbert waren. Um den Schaden zu beheben, fuhren wir nach Floridsdorf zur Fiat-Werkstatt. Dort wurde uns mitgeteilt, dass die Kabeln erst bestellt werden müssen und dies 3-4 Tage dauern würde. Wir können trotzdem unsere Reise antreten, nur wenn die Kontrollleuchte rot leuchten würde, hätten wir keine Leistung mehr und könnten max. 60 km/h fahren. Um den genauen Typ der Kabel festzustellen, mussten wir den Camper zunächst dort lassen. Um 16 h konnten wir ihn wieder abholen abholen – die Kabel waren nur angebissen und wahrscheinlich keine Ader durchtrennt. Um 17:15 h fuhren wir schließlich von daheim los. Kurz nach 20:30 h erreichten wir Wolfsberg, doch die Stellplätze waren besetzt. Im 10 km entfernten St. Andrä übernachteten wir dann auf einem großen, leeren Parkplatz beim Fußballplatz.

Dienstag, 30. September 2025, Sankt Andrä – Gorizia, 227 km

Über den Lago del Predil und Passo di Predil und entlang der Soča (Isonzo) – die Wolkendecke hängt tief – fahren wir nach Gorizia (ehemals österreichische Görz), das gemeinsam mit der slowenischen Schwesterstadt Nova Goricia heuer Kulturhauptstadt Europas ist. Nach dem 2. Weltkrieg wurde 1947 mit dem Frieden von Paris der Ostteil der Stadt dem neuen Staat Jugoslawien zugesprochen. Die Grenze wurde mitten durch Straßen, Häuser und Friedhöfe gezogen. Tito baute auf der Ostseite des Isonzo das am Reißbrett entworfene Nova Gorica.
Gegen 14 h parken wir uns am Stellplatz ein und besichtigen die nahe Altstadt von Gorizia: den barocken Dom Santi Ilario e Taziano an der Piazza Cavour, das Castello mit dem Museum Görzer Mittelalter, die Chiesetta Di Santo Spirito, gehen weiter über die Via Rastello mit vielen kleinen Geschäften zur weitläufigen Piazza della Vittoria mit der barocken Jesuitenkirche Sant‘ Ignazio, dem Palazzo Paternolli und weiteren schön resataurierten Bauten. Abendessen in der Pizzeria Peperino in der Corsa Italia.

Mittwoch, 1. Oktober 2025, Gorizia – Pesaro, 388 km

Im Gegensatz zu gestern ist es heute sonnig. Nach dem Frühstück fahren wir mit den Rädern über den Giardini Verdi, vorbei am Palazzo Attems Petzenstein zur Piazza della Transalpina (Trg Evrope). Genau durch die Platzmitte verlief von 1947 bis 2004 die Demarkationslinie zwischen Ost und West. Der Bahnhof am Platz ist das älteste Gebäude der Stadt. Nova Gorica ist geprägt von kommunistischer / Ostblock-Architektur, wie z.B. dem Rathaus und den Wohnblöcken. Eines der wenigen ansprechenden Gebäude ist die schöne moderne Kathedrale von Nova Gorica, fertiggestellt 1982 (Co-Kathedrale von Christus dem Erlöser). Es ist ein religiöses Gebäude, das der katholischen Kirche angegliedert ist und als alternative Kathedrale der Diözese Koper dient.
Gegen 13 h verlassen wir den Stellplatz und fahren hinauf zum Kloster Sveta Gora. Leider haben wir nicht die erwartete Aussicht auf Gorizia. Dann geht´s weiter Richtung Süden, nach Pesaro.

Donnerstag, 2. Oktober 2025, Pesaro – Atri, 228 km

Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Camper von unserem Übernachtungsplatz bei einem Einkaufszentrum zum Friedhof und parken uns in der Nähe ein. Von dort sind es ca. 15 min bis ins Zentrum von Pesaro. Pesaro ist der Geburtsort von Gioacchino Rossini. Von der Piazzala del Lazzarini mit dem Teatro Rossini gehen wir die Via G. Branca Richtung Meer, vorbei an zahlreichen Palazzi und der Basilica Cattedrale di S. Maria Assunta. Sie steht am Ort zweier frühchristlicher Basiliken aus dem 4.-5. Und dem 6. Jh.. Von diesen Kirchen wurden bei Ausgrabungen im 17. Jh. bedeutende großflächige Bodenmosaike gefunden, die heute teilweise durch Bodenfenster der Kathedrale sichtbar sind. Beim Blick auf das Meer fällt die Skulptur „Sfera Grande“ des Künstlers Arnaldo Pomodoro auf, eine komplex bearbeitete Kugel mit tiefen Einschnitten und Rillen. Der Sturm peitscht die Wellen über die Wellenbrecher gegen das Ufer. Mittagessen in der Piadificio: Impasti – eine Flade der Romagna, gefüllt mit Wurst, Käse, Schinken oder Sardellen …
Nächstes Ziel ist Atri in den Abruzzen nahe Pescara, das wir nach 18 h erreichen. Wir können noch die Cattedrale Santa Maria Assunta mit dem prächtigen Freskenzyklus von Adrea Delitio vor dem Schließen besichtigen. Temperatur auf 445 m Höhe: stürmische 9°C. 2 km entfernt finden wir einen Übernachtungsplatz.

Freitag, 3. Oktober 2025, Atri – Lesina, 166 km

Als wir gestern auf den Stellplatz kamen, war es schon finster. Erst heute Früh genossen wir den herrlichen Blick auf beide Seiten: auf der einen Seite die schneebedeckten Berge, auf der anderen Seite der Blick auf Atri. Hier hatte es vor einer Woche noch 30°C, dann kam der Wetterumschwung und vor 3 Tagen begann es auf den Bergen zu schneien. Nach dem Frühstück gehen wir noch wenige 100 m zur Riserva Naturale Regionale Calanchi di Atri: durch Erosion bildeten sich aus dem lehmhaltigen Boden Falten, die vermutlich durch die Rodung des Gebietes vor vielen Jahrhunderten und die darauffolgende Austrocknung und Auswaschung bei Regen entstanden sind. Man nennt dies Bodenfalten „Calanchi“. Dann besichtigen wir nochmals die Stadt bei Tageslicht und fahren entlang der Küste nach Termoli. Unterwegs finden wir an der Costa die Trabocchi ein geöffnetes Fischlokal und genießen unseren ersten Fisch: Seeteufel bzw. Steinbutt. Die Trabocchi – Pfahlbauten mit Fischernetzen, die über das Meer ragen und meist ihren Fang vor Ort als besonderes kulinarisches Erlebnis anbieten – dürften in der Nebensaison und überhaupt bei dem heutigen stürmischen Wetter geschlossen haben. Der Sturm peitscht die Wellen nämlich nach wie vor gegen die Wellenbrecher und das Ufer.

Tremoli hat eine wunderschöne kleine Altstadt, sehenswert ist hier vor allem die romanische Cattedrale di Santa Maria della Purificazione. Die barocke Innenausstattung wurde Ende der 1960er Jahre entfernt und durch ein dezentes modernes Inventar ersetzt. Schön ist die Fassade mit Portal und in der Krypta die alten Mosaike der Vorgängerkirche. Schließlich fahren wir weiter zu einem Stellplatz in Lesina.

Samstag, 4. Oktober 2025, Lesina – Vieste, km 21h

Bereits am Morgen ist es sonnig, der Sturm hat sich gelegt und so fahren wir weiter nach Peschici. Der Ort liegt malerisch auf einem Felsvorsprung. Wir wollen bei „Il Trabucco“ Mittagessen, fahren über eine kurvige Straße den Berg hinauf zum Ende einer Landzunge und stehen vor verschlossenen Türen. Öffnungszeiten werden hier im Süden nicht immer eingehalten und auch Internetseiten nicht aktualisiert. Wir fahren die Bergstraße zurück und kehren bei „L Angolo Del Break“ mit Blick auf das Meer ein und genießen herrliche Meeresfrüchte auf der sonnigen Terrasse – wir sind also im Süden angekommen. Danach besichtigen wir Peschici. Der Ort mit seinen weißen Häusern ist nett, aber besondere Sehenswürdigkeiten gibt es nicht. Danach geht es weiter nach Vieste. Es ist extrem schwer, einen Parkplatz zu finden, auf vielen Parkplätze ist das Parken für Wohnmobile nicht erlaubt und Straßen Richtung Zentrum sind für Wohnmobile gesperrt. Am Straßenrand neben einer Mauer, wo auch andere Autos parken, werden wir dann doch fündig und gehen zu Fuß in die Altstadt hinauf. Wir werfen einen Blick in den Duomo, wo gerade die Abendmesse stattfindet und gehen weiter zum Castello Svevo Aragonese, das militärisches Sperrgebiet ist. Dort haben wir einen schönen Blick entlang den Klippen der Altstadt und auf den Strand mit der Felsnadel Pizzomunno – der Spitze der Welt. Der Legende nach sei der Monolith der junge Fischer Pizzomunno, der aus Gram um seine Geliebte, die von eifersüchtigen Wassernymphen für immer ins Meer entführt worden war, zu Stein wurde. Schließlich fahren wir den Camping Piccolo Paradiso südlich der Stadt – direkt am Strand – an und beschließen, Vieste morgen mit den Rädern nochmals zu besuchen.

Sonntag, 5. Oktober 2025, Vieste

Als wir mit den Rädern in der Altstadt ankommen, beginnt es zu regnen. Wir besichtigen nochmals den Duomo und dann die Sehenswürdigkeiten rund um den Duomo. Hier oben bläst starker Wind. Anschließend gehen wir bis zur Landzunge. Schließlich finden wir eine nette Bruschetteria/Pizzeria. Da das Wetter nicht besser wird, entspannen wir uns am Nachmittag im Camper.

Mo., 6. Oktober 2025, Vieste – Siponto, 172 km

Gestern Abend hat sich der Sturm wieder aufgemacht, in der Früh scheint die Sonne. Wir fahren die Küstenstraße SP53 Richtung Mattinata, die als schönste Strecke auf dem Gargano bezeichnet werden kann. Ein Stück führt die kurvige Straße durch weite Pinienwälder, in Küstennähe gewährt sie Blicke hinab auf die malerischen Buchten. Aufgrund der vielen Fotostopps kommen nur langsam weiter. Kurz vor 13 h kommen wir im Wallfahrtsort Monte Sant’Angelo an und stellen fest, dass das Castello und das Santuario San Michele Arcangelo von 13:00-14:30 geschlossen haben. Nach langem Suchen finden wir schließlich ein (offenes) Lokal, um mit einer Pizza die Zeit zu überbrücken. Wir besichtigen nur die Grottenkirche Santuario San Michele Arcangelo. Wir sind knapp über 2 h unterwegs und müssen 10 € Parkgebühr bezahlen. Anschließend fahren wir bei Siponto zur Abbazia San Leonardo mit dem prächtigen Löwenportal und zur Kirche Santa Maria die Siponto (montags, dienstags geschlossen). Als letztes besuchen wir die Wallfahrtskirche Chiesa di Padre Pio, erbaut 1991-2004 unter dem Stararchitekten Renzo Piano. Diese ist nach dem Petersdom die zweitgrößte Kirche. Ihr Äußeres erinnert an eine große Muschel, das Innere ist eine gewaltige Bogenkonstruktion, in der 7.000 Menschen Platz finden. Im unteren Bereich der Kirche befindet sich die mit modernen Mosaiken ausgestattete Krypta, in der die sterblichen Überreste des Heiligen hinter einem Glasfenster liegen.
Padre Pio ist DER Heilige Süditaliens. Er wurde 1887 geboren und schloss sich als 16-jähriger den Kapuzinern an. Mit Franz von Assisi verbinden den Padre die Wundmale / Stigmata an den Händen, die sich 1918 plötzlich gebildet haben sollen und erst am Vorabend seines Todes 1968 geheimnisvoll wieder schlossen. 1947 weissagte er Bischof Karol Wojytila, dem späteren Papst Johannes Paul II., dass er einmal Papst werden würde, aber auch ein schweres Attentat zu überstehen habe. 1999 wurde er selig- und bereits 2002 von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen.
In einem Industriegebiet bei Siponto parken wir uns zum Übernachten ein.

Dienstag, 7. Oktober 2025, Siponto – Ruvo di Puglia, 107 km

Der Sturm hat sich über Nacht gelegt, macht sich aber nach 9 Uhr wieder auf. Es ist jedoch sonnig und hat sommerliche 20°C. Entlang den Salinen von Margherita fahren wir Richtung Barletta. Es sind die größten und ältesten Salinen Europas und sind seit dem 3. Jahrhundert v. Ch. bekannt. Das Salinengebiet erstreckt sich über ca. 20 km. Gegen 12 h kommen wir in Barletta an, parken auf einem Parkplatz nahe dem Castello Svevo. Wir besichtigen zunächst die Cattedrale Santa Maria Maggiore, gehen weiter zum Colosso di Barletta, einer 5 m hohen römischen Bronzestatue. Als die Venezianer 1204 Konstantinopel eroberten, erbeuteten sie u.a. die Statue. Das Schiff mit der Statue an Bord strandete bei Barletta. Im 15. Jh. stellte man den Coloss vor der Basilika del Santo Sepolcro auf. Auf dem Rückweg zum Castel kehren wir in der Osteria al Duomo ein und essen köstliche Polpa arrosta und Sogliola (Seezunge) alla Mugnaia. Dann besuchen wir das Castello mit dem Museo Civico. Von dieser wehrhaften Bastion hat man einen wunderbaren Blick auf die Stadt und die Umgebung. Als wir gegen 16 Uhr zum Camper zurückkommen, fehlt bei der Wohnraumtür der Sperrbügel. Danach stellen wir fest, dass das Schloss der Tür beschädigt ist. Im Camper liegt alles Mögliche am Boden, alle Schränke sind offen und leer, der Tresor wurde herausgerissen. Schließlich stellen wir fest, dass auch unsere E-Bikes aus der Garage gestohlen wurden. Wir rufen die Carabinieri an, die zum Camper kommen und uns zur Wachstation geleiten. Dort sehen sie sich den Schaden an und wir warten ca. 2 Stunden bis wir den Bericht bekommen. Wir finden eine Wohnmobilwerkstätte in ca. 20 km Entfernung, die theoretisch bis 19 Uhr geöffnet hätte, aber um 18:45 stehen wir vor verschlossenen Toren. Schließlich fahren wir zum Wohnmobilstellplatz im nahen Ruvo die Puglia.

Mittwoch, 8. Oktober 2025, Ruvo di Puglia – Bari, 87 km

Nach dem Frühstück besichtigen wir die Cattedrale Santa Maria Assunta in apulisch-romanischem Stil mit einer schönen Fassade mit dem reich verzierten Portal. Löwen und geflügelte Fabeltiere flankieren den Eingang. In der Lünette des zweiteiligen Fassadenfensters schwebt der Erzengel Michael. Oberhalb der 12-speichigen Rosette thront die Figur Friedrich II.. Schwierig wird es dann, ein Lebensmittelgeschäft zu finden. Danach fahren wir zu der Wohnmobilwerkstätte und finden wie gestern das Tor versperrt vor. Wir Verabschieden uns vom Gedanken, das Schloss reparieren zu lassen – mit der Fernbedienung können wir den Camper ohnehin zusperren.
Entlang von Olivenhainen mit Stein-„Iglus“ fahren wir zur Stauferburg Castel del Monte. Friedrich II. hatte sich die Burg als Jagdschloss einrichten lassen. Der charakteristische achteckige Bau (2 Etagen) mit den 8 achteckigen Türmen und dem achteckigen Innenhof liegt wie eine steinerne Krone weithin sichtbar auf einer Anhöhe in Murgia. Das Castel besaß früher eine prunkvolle Ausstattung, die in den letzten Jahrhunderten geplündert wurde. Ein Großteil des Baus wurde mit hellem Kalkstein errichtet, der zu jeder Tageszeit einen anderen Farbton annimmt. In schönem Kontrast dazu steht die aus dem Gargano stammende rötliche breccia corallina (Korallenschotter) bei Portalen oder Türen und Fenstern.
Wir fahren weiter nach Bitonto, finden einen Parkplatz bei der Basilica Santuario Santi Medici Cosma e Damiano, erbaut 1960-1970. Von hier gehen wir in die Altstadt, vorbei am Stadttor Porta Baresana und dem Torrione Angioino, zur Cattedrale San Valentino mit einer prächtigen Fassade mit schönem Portal, das von Löwen und Fabelwesen flankiert wird. Auch die Seitenfassade ist mit 6 Arkaden und einem galerieartigen Überbau reich ausgestattet. Schließlich besuchen wir noch die Galleria Nationale im Palazzo Sylos Calò mit einer umfangreichen Gemäldesammlung, die uns aber weniger begeistert. Zuletzt fahren wir auf einen bewachten Stellplatz nahe der Altstadt von Bari.

Donnerstag, 9. Oktober 2025, Bari – Correggia, 81 km

Kurz vor 9 h holte uns der kostenlose Shuttlebus ab und brachte uns in die Altstadt von Bari. Zunächst besuchen wir das Castello Normanno Svevo, eine weitere Burg Friedrich II.. In den Räumlichkeiten sind Ausstellungen mit Exponaten aus der Geschichte der Stadt, des Hafens und der Festung ausgestellt. Sehr interessant ist auch die Gipsoteca mit Gipsabdrücken antiker Statuen und religiöser Skulpturen. Die Cattedrale kann gerade nicht besucht werden, da eine Messe stattfindet. Deshalb gehen wir weiter durch die engen Gassen mit Massen von Touristen, davon viele Reisegruppen, vorbei am Fährhafen, die Straße Lungo Mare Imperatore, und zurück zur Basilica di San Nicola, wo in der Krypta die sterblichen Reliquien des Hl. Nikolaus von Myra aufbewahrt werden. Das Kirchenportal, in dem sich arabische und byzantinische Stilelemente mischen, diente anderen Baumeistern als Vorlage. Im Inneren beeindruckt neben dem Chorgestühl und der prächtig gestalteten Decke im Hauptschiff der Silberaltar mit säulengestütztem Baldachin. In der Krypta findet gerade eine Messe statt, bei der alle Frauen Kopftuch tragen. Dann gehen wir zurück zur Basilica Cattedrale Metropolitana di San Sabino. Im dreischiffigen Duomo sind Portal, der Baldachin des Hochaltars, Bodenmosaike und die Taufkapelle „Trulla“ sehenswert. In den von zahlreichen Säulen getragenen Gewölben der Krypta werden die Reliquien des Hl. Sabino de Canosa aufbewahrt. Anschließend an die Krypto sind in den Gängen Überreste und Bodenmosaike aus römischer und frühchristlicher Epoche zu sehen. Nach dem Mittagessen gehen wir Richtung Hafen mit dem Teatro Margherita und kommen bei le signore della orecchiette, Frauen, die vor ihren Haustüren sitzen und ihre handgemachten Orecchiette verkaufen, vorbei. Um 14 Uhr holt uns unser Shuttlebus wieder ab. Wir fahren danach weiter nach Gioia del Colle mit einer weiteren Burg Friedrich II, dem Castello Normanno Svevo di Gioia del Colle, der besterhaltenen Stauferburg. Schließlich fahren wir weiter, vorbei an etlichen Trullis, nach Correggia auf einen ruhigen Parkplatz.

Freitag, 10. Oktober 2025, Correggia – Monopoli, 60 km

Heute fahren wir nach Alberobello, dem Trulli-Zentrum. Trulli sind – meist auf quadratischer Grundfläche – Häuser mit kegelförmigen Dächern aus schräg aufeinander geschichteten Steinplatten. Die Dachspitze ist meist kugel- oder sternförmig verlängert. Mauerwerk und Spitze sind weiß gekalkt, während das Dach die grauschwarze Natursteinfarbe behält. An den Dächern sieht man oft vielfältige Verzierungen und Symbole, einerseits um die Häuser einer Trullisiedlung zu individualisieren (Hausnummer), andererseits um überirdische Kräfte zum Schutz herbeizurufen. Bei größerem Platzbedarf wurden die normalerweise einräumigen Trulli einfach miteinander verbunden und zu bequemen Trulli-Konglomeraten zusammengefügt. Der südliche Teil des Trullizentrums, Rioni Monti, ist mit einer Vielzahl von Souvenierläden ganz auf den Tourismus ausgerichtet, während im nördlichen Bereich, Rione Aia Piccola, wirklich gewohnt wird.
Dann fahren wir weiter nach Polignano al Mare, eine Kleinstadt mit schneeweißen Häusern, an einer Steilküste mit vielen Grotten. An der Uferpromenade befindet sich ein überlebensgroßes Bronzedenkmal des Schlagersängers Domenico Modugno (Volare), dem berühmten Künstler der Stadt. Sehenswert ist die Kirche Santa Maria Assunta mit einem Spätrenaissance-Portal und einem dreischiffigen Innenraum. Schließlich fahren wir weiter nach Monopoli, wo wir die barocke Cattedrale di Madonna della Madia mit der byzantinischen Ikone der Madonna della Madia aus dem 13. Jh. besichtigen. Wir gehen weiter zum Castello Carlo V., und anschließend in die Osteria Perricci, wo wir Spaghetti allo Scoglio (calamari, gamberi e polpo al sugo) bzw. Spaghetti al ragù di carnia rosso (Zackenbarsch) essen. Dann fahren wir auf einen Parkplatz außerhalb der Stadt, direkt am Meer.

Samstag, 11. Oktober 2025, Monopoli – Brindisi, 101 km

Um 7 Uhr geht die Sonne über dem Meer auf. Es ist angenehm warm aber windig.Wir fahren vom nach Ostuni, der città Bianca. Vom Parkplatz geht es bergauf in die Altstadt, dem centro storico. Zuerst gelangen wir zu Cattredrale Santa Maria Assunta. Die gotische Cattedrale wurde im 15. Jh. errichtet und besitzt eine eigenwillig gestaltete Westfassade mit einer großen Fensterrosette über dem Portal und zwei kleine Rosetten an den Seitenflügeln. Gegenüber sieht man den barocken Arco Scopa, einen mit Ornamenten verzierten Torbogen mit 4 Fenstern. Wir schlendern durch die engen, verwinkelten Gassen und gelangen zur weitläufigen Piazza Libertà mit der Chiesa San Francesco d‘Assisi und der reichlich verzierten Colonna di Sant’Oronzo. Heute Samstag ist in Ostuni Wochenmarkt, den wir aufsuchen. Anschließend Mittagessen in einer Pizzeria. Wir fahren weiter entlang ausgedehnten Olivenfeldern und parken uns nördlich von Brindisi an der felsigen Küste ein.

Sonntag, 12. Oktober 2025, Brindisi – Torre dell‘Orso, 78 km

In unserem Wohnmobilführer steht, dass es extrem schwierig sei, in Lecce einen Parkplatz zu finden. Des halb planten wir den Sonntag für den Besuch ein. Der große Parkplatz, ca. 20 Gehminuten vom centro storico entfernt, war aber ziemlich leer. Lecce ist nicht nur die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz auf der Salento-Halbinsel, sondern auch eine Hauptstadt des Barock. Die prächtigen Fassaden sind an Verspieltheit nicht zu übertreffen. Der im 17. Und 18. Jh. entstandene Lecceser Barock ist eine besondere Ausprägung dieser Kunstrichtung. Zum Bau verwendete man den im Salento vorkommenden weichen Kalkstein, die „pietra leccese“. Der Stein ist anfangs weich und lässt sich so leicht bearbeiten, bevor er aushärtet. Die Besichtigung der wichtigsten Kirchen ist kostenpflichtig, das Einzelticket kostet 7€, ein Kombiticket für vier Kirchen und das Diözesanmuseum kostet lediglich 11€. Als erstes besichtigen wir die dreischiffige Basilica die Santa Croce. Aus dem reichen Schmuck der Fassade sticht das Rosettenfenster hervor. Der Baumeister hat sich gleich drei mal Das Innere die Kirche wirkt trotzdem nicht überladen. Bemerkenswert ist vor Allem der dem Hl. Francesco di Paola gewidmete linke Altar mit 12 Bildgeschichten aus dem Leben des Heiligen von Francesco Antonio Zimbalo. Gleich daneben befindet sich der Palazzo dei Celestini mit einer zweistöckigen Rustikalfassade, die von prunkvoll verzierten Fensterrahmen und einer markanten Säulenordnung gegliedert wird. Im Zentrum der Altstadt befindet sich die Piazza Sant’Oronzo mit der Colonna di Sant’Oronzo mit dem Stadtheiligen Sant’Oronzo, der Lecce mehrmals vor der Pest bewahrte. Die Säule markiert ursprünglich das Ende der Via Appia in Brindisi, stürzte dort jedoch um und gelangte im 17. Jh. als Geschenk nach Lecce. Hinter der Säule liegt ein römisches Amphietheater aus dem 2. Jh., das in den 1930-er Jahren zu einem Viertel freigelegt wurde. Wir gehen weiter zur Franziskanerkirche Chiesa di Santa Chiara mit einer reich verzierten Fassade und mehreren Altären im rechteckigen Inneren. Sehenswert ist auch die Decke, die im 18 Jh. erneuert und komplett aus Pappmachee gefertigt wurde. Danach besuchen wir den Duomo Santa Maria dell’Assunta. Die dreischiffige Basilica ist verschwenderisch mit einem Hauptaltar und 12 Nabenaltären ausgestattet. Ebenfalls beachtenswert ist die vergoldete Kassettendecke, in die 3 Gemälde eingefügt sind. Sie zeigen den Hl. Oronzo bei der Predigt, während seines Martyriums und als er Lecce während der Pest wundertätigen Schutz bot. Neben der Kirche befindet sich der 68 m hohe Glockenturm. Gegenüber dem Dom befindet sich das Diözesanmuseum mit einem schönen Barockbrunnen in der Mitte des Säulenhofes. Dann gehen wir noch zur Chiesa di San Matteo, deren Fassade in der unteren Hälfte konvex und in der oberen konkav ist. San Matteo ist die Kirche, welche die Merkmale des barocken Stils am besten verkörpert. Der einschiffige ovale Innenraum wird von 12 Pfeilern gegliedert, auf denen die Statuen der 12 Apostel stehen. Der dem Hl. Matthäus gewidmete Alter ist mit seiner reichen Dekoration ein typisches Beispiel für den Leccenser Barock.
Wir verlassen Lecce Richtung Küste des Salento und finden bei Torre dell’Orso einen Parkplatz zum Übernachten direkt am Meer. Unterwegs sehen wir etliche abgestorbene Olivenbäume. Hier kämpft man – bisher erfolglos – mit einem Bakterium, das die Äste vertrocknen lässt.

Montag, 13. Oktober 2025, Torre dell‘Orso – Otranto, 21 km

Heute unternehmen wir unsere erste Küstenwanderung. Von unserem Parkplatz gehen wir entlang der Steilküste Richtung Norden bis zur Grotta della Poesia, anschließend entlang dem Sandstrand südlich des Ortes zur Felsformation “le due sorelle“, den 2 Schwestern. Dann fahren wir ein Stück weiter nach Sant’Andrea mit den Faraglioni-Klippen. Schließlich fahren wir weiter nach Otranto zum Oasi Camper Campeggio. Von hier gehen wir ca. ½ km in die Altstadt. Vorbei am Castello Aragonese gehen wir zur Basilica di San Pietro. Die kleine byzantinische Kreuzkuppelkirche hat herrliche gut erhaltene Fresken. Durch die engen verwinkelten Gassen gelangen wir zur Cattedrale di Santa Maria Annunziata. Leider findet gerade eine Messe statt und wir müssen die Besichtigung auf morgen verschieben. Anschließend besichtigen wir noch das benachbarte Diözesanmuseum, gehen bis zum Einbruch der Dämmerung durch die Altstadt. Am Abend grillen wir und bekommen Besuch von 5 Katzen. Heute war wie auch schon gestern ein beinahe sommerlicher Tag.

Dienstag, 14. Oktober 2025, Otranto – Santa Maria di Leuca, 56 km

Am Vormittag gehen wir nochmal in die Stadt, zuerst zum Hafen zur Skulptur von Costas Varotsos. Diese stellt ein Mahnmal für die Flüchtlingstragödie 1997 dar, als das Boot mit Flüchtlingen von einem italienischen Marineboot gerammt wurde und ca. 80 Geflüchtete ums Leben kamen. Dann gehen wir in die Cattedrale die Santa Maria Annunziata. Die Kirche besitzt ein Bodenmosaik von 800 m2, das sich über das gesamte Mittelschiff und das Querhaus ausdehnt. Dieses Mosaik schuf ein Mönch namens Pantaleonis Mitte des 12. Jh. in zweijähriger Arbeit. In der Kapelle des rechten Seitenschiffs befinden sich 7 große gläserne Wandschränke, in denen die Reliquien der 800 Märtyrer von Otranto aufbewahrt werden. Als die Stadt 1480 von den Türken überfallen wurde, sollen 800 Einwohner den Tod durch Köpfen einem Übertritt zum Islam vorgezogen haben. Ebenfalls sehenswert ist die Krypta mit einem Säulenwald an korinthischen, dorischen und romanischen Kapitellen. Danach besuchen wir die Cave di Bauxite, eine ehemalige Bauxitgrube südöstlich der Stadt. Dann fahren wir die Küste entlang, vorbei am Capo de’Otranto, dem östlichsten Punkt Italiens, nach Porto Badisco, einem kleinen Ort an einem winzigen Fjord. Dann geht es die Küstenstraße oberhalb den Klippen und dem azurblauen Meer entlang nach Santa Maria di Leuca.

Mittwoch, 15. Oktober 2025, Santa Maria di Leuca – Gallipoli, 70 km

Vormittag fahren wir hinauf zum Santuario di Santa Maria de Finibus Terrae, einer barocken – aber schlichten – Pilgerkirche. Neben der Kirche steht der 47 m hohe Leuchtturm. Dann fahren wir am Südwestende der Stadt zur Punta Ristola, dem südlichsten Punkt Apuliens und unserer Reise. Wir fahren die Küstenstraße entlang – es ist noch sonnig – nach Gallipoli und legen zuvor einen Badestopp in Pescoluse ein. In diesem Ort entdecken wir auch die moderne Chiesa San Giovanni XXIII – leider geschlossen. Kurz vor Gallipoli beginnt es leicht zu regnen. Der Parkplatz aus park4night ist gesperrt, wir parken uns dann beim Torra San Giovanni La Pedata direkt am Kai ein, wo schon zwi Camper stehen.

Do., 16. Oktober 2025, Gallipoli – Punta Grossa, 49 km

Der Wetterbericht für heute verspricht Starkregen. In der Nacht hat es leicht geregnet, kurz nach dem Frühstück beginnt es auch heftig zu regnen. Es dauert aber nicht lange. Bei Nieselregen gehen wir dann in die ca. 2 km entfernte Altstadt von Gallipoli. Zunächst besichtigen wir die Cattedrale Sant’Agata am höchsten Punkt der Altstadt. Diese besitzt eine prunkvolle Barockfassade, im Inneren befinden sich über 100 großformatige Ölbilder aus der neapolitanischen Schule des 17. und 18. Jh. Danach besichtigen wir eine „Frantoi Ipogei“, eine der drei unterirdischen Ölmühlen. Vom 16.-18. Jh. war Gallipoli größter europäischer Exporteur von Olivenöl. Minderwertiges Öl wurde als Lampenöl verkauft. In den unterirdischen Ölmühlen erzeugte man das Öl, lagerte es in riesigen Felszisternen und verlud es schließlich auf Schiffe aus aller Welt. Täglich verließen 45 Schiffe die Stadt. Die Produktion, die 6-9 Monate dauerte, begann im November. Viele arme Landarbeiter kamen zu diesem Zweck nach Gallipoli und ließen sich in der Ölmühle anstellen, wo sie schlechter behandelt wurden als Lasttiere. Monatelang bekamen sie kein Tageslicht zu sehen. Wir gehen weiter zur Chiesa della Purità, einer einschiffigen Kirche mit zahlreichen Ölgemälden, v.a. des salentinischen Malers Liborio Riccio. Der Kirchenboden ist mit Majolika-Kacheln verziert. Die Chiesa San Francesco mit der hässlichsten Skulptur Italiens ist leider geschlossen. Nach de Mittagessen in der Trattoria le Mura – wir essen wieder Meeresfrüchte – gehen wir zurück zum Camper und fahren weiter nach Nardò. Kirchen und Paläste weisen verzierte Barockfassaden auf, die aber großteils renovierungsbedürftig sind. Sehenswert ist die Cattedrale Santa Maria Assunta, die älteste Kirche der Stadt. Den Innenraum schmücken zahlreiche fragmentarische Freskenzyklen aus dem 13.-16. Jh. Schließlich fahren wir in den ausgestorbenen Ferienort Punta Grossa, wo wir direkt an der Küste übernachten.

Freitag, 17. Oktober 2025, Punta Grossa – Laterza, 127 km

Wir fahren nach Taranto und je näher wir zur Altstadt kommen, befürchten wir, keinen Parkplatz zu finden. Alle Parkplätze entlang den Straßen sind verparkt und so verlassen wir die Stadt, ohne sie gesehen zu haben. Damit verlassen den Golf von Taranto und fahren landeinwärts zur 32 km nördlich von Taranto gelegenen Stadt Massafra. Das historische Zentrum der im 19. Jh. erstmalig erwähnten Stadt liegt auf einem Felsvorsprung zwischen der Gravina (Schlucht) Madonna della Scala und der Gravina San Marco. In der Tourismusinformation reservieren wir die Führung zu den Höhlenkirchen Chiesi Rupestri. Zwischen dem 9. und 16. Jh. lebten hier viele Mönche aus Kleinasien auf der Flucht vor Verfolgung. In den Schluchten fanden sie schützende Höhlen, deren Gestein so weich war, dass sie im Lauf der Zeit erweitert werden konnten. So entstanden diese Chiesi Rupestri. Vor der Führung um 15:30 h machen wir noch einen Rundgang durch die Altstadt. Im Zuge der Führung besuchen wir die Cripta die San Marco, eine dreischiffige Höhlenkirche mit fragmentarisch erhaltenen Fresken des Hl. Markus und den beiden Märtyrern Cosmas und Damian. Die zweite Station war die Grotte San Leonardo mit Fresken in erstaunlich gutem Zustand. Als letztes besuchen wir die Cripta die Sant’Antonio Abate. Sie liegt unter dem ehemaligen Krankenhaus. Hier findet man Fresken eines griechischen und eines römischen Kirchenraumes. Hier dürften noch im späten 18. Jh. Messen gelesen worden sein, was die Existenz des Barockaltars erklärt. Schließlich fahren wir – zuletzt über schmale z.T. Schotterstraßen – auf einen Stellplatz in Laterza. Entgegen Gabis Wetterapps war es heute kaum kühler, aber trocken.

Samstag, 18. Oktober 2025, Laterza – Ginosa, 17 km

Heute werden wir sanft durch Klaviermusik geweckt – allerdings schon um 6:30 h. Es stellt sich heraus, dass das die Musikuntermalung für die Ballone ist, die ganz in der Nähe aufsteigen. Nach dem Frühstück unternehmen wir bei angenehmen Temperaturen eine Wanderung in die Gravina Laterza, die längste und vielleicht auch schönste Schlucht der Terra delle Gravine. Die Wanderung führt uns 5 km entlang der östlichen Felswand, den gleichen Weg geht es wieder zurück. Gravine sind durch Auswaschung der Berge entstanden. Sie verlaufen parallel, immer Richtung ionischem Meer. Nach der Wanderung besorgen wir uns beim Ballonfest Pizza und Orecchiette als Mittagessen und fahren dann weiter nach Ginosa. Hier gibt es einen Stellplatz mit Strom und Ver-/Entsorgung – und das alles gratis. Es ist schon später Nachmittag, als wir in die Stadt gehen. Wir gehen ein Stück hinunter zu den Höhlenwohnungen und beschließen, uns die Höhlenwohnungen und Kirchen morgen im Rahmen einer Rundwanderung morgen anzusehen. Am Rückweg kommen wir bei einem Ginoverser vorbei, der gerade Trauben presst und uns dann auch den Saft kosten lässt.

Sonntag, 19. Oktober 2025, Ginosa – Matera, 2 km

Ginosa entpuppt sich als bescheidenere Version von Matera, nur ohne Touristen. Die Gravina von Ginosa wirkt löchrig wie Schweizer Käse. Die Wohnhöhlen sind leer und verfallen
Am Vormittag gehen wir in die Stadt, bis zum Torre Dell‘Orologio und dann hinunter in die Gravina mit der Siedlung Contrada della Rivolta. Es handelt sich um eine in Fels gehauene Siedlung, die sich durch eine markante Anordnung von Höhlen auf überlappenden Terrassen auszeichnet und vom Mittelalter bis in die Neuzeit bewohnt war. Es sind 66 Höhlen, die in 5 Terrassen angeordnet sind. Auf der gegenüberliegenden Seite der Schlucht besichtigen wir noch 2 Felsenkirchen, wobei die Chiesa Rupestre die Santa Sofia noch gut erhaltene byzantinische Fresken aufweist. Wir gehen weiter zu den Höhlenwohnungen auf der anderen Seite der Stadt, in die Villagio Rupestre del Rione Casale. Diese Häuser und Gebäude waren sogar bis 2013 bewohnt, bis eine schreckliche Überschwemmung das Viertel teilweise unbewohnbar machte. Die Häuser sind „moderner“, mit Türstöcken und Fenstern ausgestattet. Auf dem Rückweg finden wir nur Bars, aber kein Restaurant für ein Mittagessen, also essen wir im Camper. Dann fahren wir weiter nach Matera auf den Wohnmobilstellplatz Area Sosta Camper Masseria Radogna „Parco dell Murgia Materana“.

Montag, 20. Oktober 2025, Matera

Um 9:30 h brachte uns der Besitzer des Campingplatzes, Paolo in die Stadt, wo er für uns eine Führung auf Englisch organisiert hatte. Die guida turistica führte uns 2 h durch die Stadt der Sassi. Die Sassi sind 2 Höhlensiedlungen am Hang der Gravina di Matera. Wie auch bei den anderen Höhlensiedlungen kamen hier orthodoxe Mönche aus Kleinasien und schufen die Höhlenwohnungen und Grottenkirchen, die heute zu den Hauptattraktionen von Matera zählen. Mit den Langobarden begannen die urbanen Anfänge der Stadt. In der darauffolgenden normannischen Epoche wurde der Dom in der heutigen Altstadt gegründet. Diese Altstadt (Civita) schiebt sich wie ein Sporn zwischen die beiden Sassivierteln Sasso Barisano und Sassi Caveoso. Die Civita wurde vom Adel bewohnt. Vom 15.-18. Jh. lebten in den Wohnhöhlen Menschen aller Bevölkerungsschichten. Die Sassi wurden bis nach dem 2. WK bewohnt. Es lebten 2/3 der Bevölkerung in den Sassi. 1952 wurde dann ein Gesetz erlassen, das die Evakuierung der Sassi festlegte, da die erbärmliche Wohnsituation als nationale Schande angesehen wurde. Die Bewohner wurden in neu erbaute mehrstöckige Häuser umgesiedelt. Die alten Sassi begannen zu verfallen. 1975 beschlossen einige Jugendliche, wieder in den Sassi zu leben. Inzwischen hatte man begriffen, wie einzigartig dies Höhlenstadt und sie und die Murgia Materana (das riesige von Schluchten durchzogene Plateau im SO der Basilikata) 1993 ins UNESCO-Weltkulturerbe erhoben. 2019 war Matera europäische Kulturhauptstadt. Allein in Matera gibt es 160 Höhlenkirchen, in der Murgia sind es 600. Die Führung begann bei der Chiesa del Purgatorio (Kirche des Fegefeuers), führte vorbei an der eingerüsteten Chiesa San Francesco, dem Palazzo Sedile mit 4 Frauenstatuen, die die 4 Kardinaltugenden darstellen (Klugheit, Tapferkeit, Mäßigung und Gerechtigkeit), zum Dom. Hier gehen wir hinab in das Viertel Sasso Barisano. Von dort gehen wir weiter in das Sasso Caveoso, wo wir eine Höhlenwohnung mit typischer Einrichtung aus dem frühen 20. Jh. besichtigen. Hier lebte die Familie gemeinsam mit den Haustieren unter einem Dach. Schließlich besuchen wir noch die Grottenkirche Chiesa Madonna delle Grazie. Nach der Führung gingen wir in die Trattoria Da Nonna Rosa Mittagessen (Polpette di Carne, Feretti con ragu, Frittata, Patate al Forno), die uns Paolo empfohlen hatte: gut und günstig. Gestärkt besichtigen wir die Stadt nun auf eigene Faust, zuerst den Duomo. Über dem Portal ist eine Rosette, die das Rad des Schicksals symbolisiert. Das Innere der dreischiffigen Kirche ist im Barockstil gestaltet. In einer Seitenkapelle befindet sich das byzantinische Fresko der Madonna della Bruna, der Stadtpatronin, die jedes Jahr am 2. Juli mit einer Prozession gefeiert wird. Wir gehen weiter und kaufen uns ein Ticket für die Felsenkirche San Pietro Barisano und zwei weitere Felsenkirchen, die Santa Maria de Idris und die Santa Lucia alle Malve. Diese Kirchen verfügen über mehrere Räume mit gut erhaltenen, schönen Fresken. Fürs Abendessen besorgen wir uns ein Pane di Matera mit einer besonderen Mehlmischung, die man anderswo nicht bekommt. Und gebacken wird das Brot in Holzöfen mit beschnittenen Ästen der Olivenbäume. Um 17 h holt uns Paolo wieder ab. Zurück am Campingplatz unternehmen wir einen Spaziergang zum Rand der Schlucht mit Blick auf die Stadt
Auf Grund ihrer interessanten Kulisse ist Matera schon seit den 60-er Jahren Drehort vieler Kinofilme, wie James Bond – keine Zeit zu sterben – oder Wonder Woman oder der Neuverfilmung von Ben Hur.

Dienstag, 21. Oktober 2025, Matera – Troia, 171 km

Heute fahren wir zunächst nach Altamura. Die Piazza Duomo ist Baustelle und auch die Cattedrale Santa Maria Assunta ist z.T. mit einem Gerüst versehen. Imposant ist das Löweportal mit den zahlreichen Figuren und Szenen, die die Geschichte von der Geburt bis zur Auferstehung darstellen, sowie die schöne Rosette. Das Innere wurde später barock ausgestaltet. Der byzantinische Einfluss ist jedoch erhalten geblieben. Durch den Arco Basso, einen Torbogen mit nur 1,40 m Höhe, kommen wir zur Antico Forno Santa Caterina, der ältesten Backstube Altamuras. Das Brot von Altamura ist weit über die Grenzen bekannt und bleibt besonders lange frisch. Wir kaufen Brot und eine dicke flaumige Focaccia direkt aus dem Holzofen, belegt mit Tomaten und Oliven, die wir auf den Tischen vor der Backstube verzehren – köstlich. Gegenüber stellen 2 ältere Frauen Orecchiette her. Schließlich besuchen wir noch das Museo Archeologico Statale mit der Dokumentation über den Uomo di Altamura, das völlig versteinerte Skelett des schätzungsweise 130.000 Jahre alten Altamura-Mannes. Auf der Weiterfahrt kommen wir nach Gravina in Puglia und schauen dort zur Ponte Viadotto, die auch Drehort zum James Bond-Film „Keine Zeit zu Sterben“ war. Die Cattedrale Santa Maria Assunta war wegen Mittagspause geschlossen. Zuletzt fahren wir – entlang endlosen Feldern, tw. mit Kohl bepflanzt, und Windrädern – nach Troia mit der romanischen Basilica Cattedrale Santa Maria Assunta mit einer schönen Westfassade mit einer prächtigen Fensterrosette und schönem Bronzeportal. Im Gegensatz zum überraschenderweise sehr schlichten Hauptschiff stehen im Querschiff zwei schöne Barockaltäre.

Mittwoch, 22. Oktober 2025, Troia – Sulmona, 232 km

Bevor wir Troja verlassen, hilft Gabi noch bei der Olivenernte. Dann fahren wir nach Lucera und parken uns bei der Staufer-Festung Fortezza Svevo-Angioa ein. Von hier gehen wir in die Altstadt, besichtigen den frühgotischen Dom Cattedrale Maria Assunta. Auf Wunsch Karl I. wurde die Kirche anstelle einer zerstörten Moschee erbaut. Die Kathedrale sollte den Sieg über die zuvor von den Sarazenen besiedelte Stadt symbolisieren. Danach besichtigen wir noch die Chiesa San Francesco, das einzige Gotteshaus der Stadt, das im ursprünglichen Zustand erhalten ist. Da wir kein offenes Lokal in der Stadt finden, gehen wir zum Wochenmarkt und besorgen uns Grillhuhn für Mittag, ansonsten noch Oliven und Käse. Die große mittelalterliche Festung ist geschlossen, wir gehen um den äußeren Mauerring und genießen die Ausblicke auf den Tavoliere und die Monti Dauni. Anschließend geht es weiter durch die Abruzzen, über Brücken und durch Tunnels, auf 1250 m Höhe bei 10°C, nach Norden nach Sulmona.

Donnerstag, 23. Oktober 2025, Sulmona – Pesaro, 312 km

Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Camper Richtung Zentrum und besuchen zu Fuß die Altstadt. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt liegen entlang dem Corso Ovidio. Zuerst kommen wir zum Palazzo SS. Annunziata und der benachbarten Kirche Chiesa SS. Annunziata, die nach dem Erdbeben von 1706 im Barockstil wieder aufgebaut wurde. Wir gehen weiter Richtung Nordwest über den langgestreckten Stadtpark zur Cattedrale di San Panfilo. Außen wirkt sie mit ihrem gotischen Portal schlicht, das dreischiffige Innere wurde barockisiert, die romanischen Säulen sind jedoch noch zu sehen. Besonders sehenswert ist die Krypta. Am Rückweg kaufen wir noch Konfektsträuße der traditionsreichen Süßwarenfabrik „Confetti Pelino“. Die Süßigkeiten (Mandel, Schoko und Glasur) hat angeblich bereits vor 2000 Jahren gegeben – berichtet bereits das antike Kochbuch „De re coquinaria“. Die Vielfalt an Farbkombinationen, in denen die Konfettisträuße angeboten werden, sind nicht zufällig: grüne Konfetti gibt es zur Verlobung, weiße zur Hochzeit, rosa oder hellblau zur Taufe, rote für den Universitätsabschluss, silberne für die Silberhochzeit und goldene für die goldene Hochzeit. Und wenn es mit der ersten Ehe nicht geklappt haben sollte, zur zweiten Vermählung werden gelbe Konfetti gereicht. Auf der Piazza XX Settembre steht die Statue des römischen Dichters Ovids, dem größten Sohn dieser Stadt. Ovids. Das andere Ende des Corso Ovidio bildet die Piazza Garibaldi. Hier befindet sich die Fontana del Vecchio, ein Brunnen aus dem Jahr 1474. An den Brunnen schließt das mittelalterliche Acquedotto an. Gegenüber steht das imposante Kirchenportal. Das Portal ist alles, was von der ursprünglich romanischen Kirche San Francesco della Scarpa übriggeblieben ist. Schließlich besuchen wir noch die Chiesa Santa Maria della Tombe. Zu Mittag speisen wir in der Cantina di Biffi. Letztlich besuchen wir noch die moderne Chiesa di Christo Re. Dann geht es wieder 300 km Richtung Norden – die letzten 150 km auf der Autobahn, ein kurzes Stück bei Starkregen – auf einen Übernachtungsplatz nahe Pesaro.

Freitag, 24. Oktober 2025, Pesaro – Venzone, 392 km

Von Pesaro bis nach Ravenna fahren wir auf der Autobahn, dann bis kurz vor Venedig auf der E55 und wieder auf der Autobahn bis Gemona. In Venzone parken wir uns ein und spazieren durch den Ort. Hier übernachten wir zum wiederholten Mal.

Samstag, 25. Oktober 2025, Venzone – Wien, 484 km

In der Früh hat es sonnige 9°C. Gegen 10:30 h überqueren wir die Grenze und kommen kurz nach 17 h ohne Verkehrsbehinderungen in Wien an.

Reine Fahrtzeit: 75 h 49 min
Gesamt-km: 4.050 km
Durchschnittsgeschwindigkeit: 53 km/h
Treibstoff-Verbrauch: 9,8 l/100 km