Frankreich 2024
Donnerstag, 20.06.2024, Wien – Aschaffenburg, 726 km
Gegen 11:30 kommen wir von zu Hause weg. Staus und Baustellen halten uns immer wieder auf. Um 20:15 kommen wir auf unserem Übernächtigungsplatz, einem Parkplatz beim Schloss Schönbusch bei Aschaffenburg (N 49° 57′ 51.84″, E 9° 6′ 30,28″) an.

Freitag, 21.06.2024, Aschaffenburg – Tournai, 550 km
Beim Frühstück begann es zu regnen. Wegen Stau auf der Autobahn Köln führen wir auf der Bundesstraße über die Mosel, wo es wieder sonnig war. Mittagessen im Mosel-Weinort Pünderich. Auf der Weiterfahrt nach Belgien kamen wir immer wieder in heftigen Regen. Und Staus hielten uns immer wieder auf. So kamen wir erst gegen 19:30 nach Tournai. Regen ist vorbei, es scheint wieder die Sonne.


Samstag, 22.06.2024, Tournai – Calais, 153 km
In der Nacht hat es mal geregnet und dann wieder leicht beim Frühstück, aber während unserer Stadtbesichtigung kam sogar die Sonne heraus. Die mittelalterliche Altstadt von Tournai ist gut erhalten und sehr nett. Die Kathedrale Notre-Dame wird gerade renoviert. Besonders sehenswert auch der Glockenturm Belfried (der älteste Belgiens) und die Pont des Trous, eine Brücke über den Escault.

Gegen 13 Uhr verließen wir Tournai und fuhren weiter nach Lille. Nach einiger Suche fanden wir schließlich einen Parkplatz an der Avenue Vauban. Die Altstadt ist ebenfalls sehr schön, aber extrem belebt, vor allem junge Leute. Sehenswert der Place du General-de-Gaulle mit der alten Börse. Eine Säule in der Mitte des Platzes erinnert an die Belagerung durch die Österreicher im Revolutionskrieg von 1792. Weiters die Neue Börse im Stil der flämischen Renaissance und die Kathedrale Notre-Dame-de-la-Treille. Sie wurde erst 1854 im neugotischen Stil als monumentaler Schrein für das Gnadenbild Unserer Lieben Frau von Treille begonnen und 1999 mit der modernen Westfassade vollendet.

Gegen 18 Uhr verließen wir Lille und fuhren weiter nach Calais. Den Platz auf Park4Night gibt es nicht mehr, dafür einen großen kostenpflichtigen Wohnmobilstellplatz.

Sonntag, 23.06.2024, Calais – Boulogne-sur-Mer, 47 km
Heute war ein wunderschöner Tag. Blauer Himmel, Sonnenschein und recht warm. Am Vormittag besichtigten wir die Altstadt von Calais mit Hôtel de Ville und der Figuren-Skulptur „Bürger von Calais von Rodin. Diese erinnert an die englische Belagerung von 1346/1347 und das heroische Angebot von 6 Männern, ihr Leben für das der Stadtbewohner zu opfern. Am Nachmittag fuhren wir dann die Opalküste nach Süden bis Boulogne-sur-Mer, mit einem Halt am Cap Blanc-Nez mit den 134 m hohen Kalksteinklippen.

Montag, 24.06.2024, Boulogne-sur-Mer – Le Crotoy, 84 km
Wir fuhren die Côte d’Opal nach Süden und wollten wieder ans Meer. Wir versuchten es bei Le Touquet-Paris-Plage, aber vergebens. Der Ort ist zu mondän. Teure Hotels und keinerlei Möglichkeit, mit dem Camper stehen zu bleiben. Ohne das Meer auch nur gesehen zu haben, kehrten wir um und versuchten unser Glück in Berck-sur-Mer. Dort fanden wir einen riesigen Parkplatz, ca. 100 m vom Strand entfernt. Der Parkplatz war zwar kostenpflichtig, aber die 40 Cent für 2 Stunden konnten wir uns leisten. Mittagessen im L’Horizon, das Menü Vorspeise und Plat um € 18,20. Um 15:15 nach Ablauf des Parktickets fuhren wir dann zur Baie de Somme nach Le Crotoy auf einen Stellplatz, durch Dünen vom Meer getrennt und verbrachten den späten Nachmittag am Strand. Zum Abendessen gab es dann Gegrilltes.


Dienstag, 25.06.2024, Le Crotoy – Maison de la Baie de Somme, 23 km
Wir fuhren weiter auf die südliche Seite des Baie de Somme auf den Gratisstellplatz beim Maison de la Baie de Somme. Mit dem Rad unternahmen wir einen Ausflug nach St-Valery an der Somme-Bucht und sahen hier den ersten Seehund nahe dem Ufer der Somme. Am Abend nach dem EM-Spiel Österreich gegen Niederlande fuhren wir dann noch mit dem Rad zum ca. 4 km entfernten Le Hourdel Seehunde und Vögel beobachten. Die Seehunde lagen am etwa 1 km entfernten anderen Somme-Ufer und einige wenige schwammen die Somme herab.

Mittwoch, 26.06.2024, Maison de la Baie de Somme – Rouen, 135 km
Auf der Weiterfahrt nach Süden kamen wir zunächst nach Ault, wo die Falaises (Klippen) und die Alabasterküste, die sich bis Le Havre erstreckt, beginnen. Dann ging es weiter nach Le Tréport. Le Tréport ist ein nettes kleines Städtchen, bis auf die Kirche Saint-Jaques aus dem 16. Jahrhundert ohne besondere Sehenswürdigkeiten. Nächste Station war Neufchâtel-en-Bray, für seinen Käse bekannt, der 1035 erstmals urkundlich erwähnt wurde und damit als älteste Käsesorte der Normandie gilt. Der Neufchâtel besteht aus pasteurisierter oder roher Kuhmilch, hat eine trockene, samtige Rinde und es gibt ihn entweder quadratisch oder in Herzform. Wir haben uns gleich mehrere Portionen im Supermarkt gekauft. Direkt vom Produzenten gibt es ihn leider nur an Samstagen am Markt. Auch Neufchâtel, wie viele andere Orte in der Normandie, litt unter den Kämpfen im 2. Weltkrieg stark, sodass auch hier die Kirche Notre-Dame aus dem 12. Jahrhundert das einzige interessante Baudenkmal ist. Schließlich fuhren wir weiter nach Rouen auf einen Stellplatz auf der Seine-Insel. Dort stehen wir nun neben der Seine und genießen nach einem heißen Tag die kühle Brise.

Donnerstag, 27.06.2024, Rouen – Norville, 73 km
Trotz Kriegszerstörungen hat Rouen ihr altertümliches Aussehen bewahren können. Wir begannen unseren Besichtigungstour bei der Cathédral Notre-Dame. Eindrucksvoll ist vor allem die Westfassade mit ihren drei Portalen und den üppigen Figurenschmuck. Der 151 m hohe Vierungsturm (der höchste Frankreichs) wird gerade renoviert und ist eingerüstet. Wir gingen weiter durch die engen Gassen mit den alten Fachwerkhäusern zur Église Saint-Maclou, einem Meisterwerk der spätgotischen Flamboyant-Architektur. Nach dem Mittagessen besichtigten wir die Gros-Horloge und Belfroi (Torbogen mit der großen Uhr). Vorbei am Palais de Justice im Stil der Flamboyant-Gotik fuhren wir zum Place du Vieux-Marché mit der modernen Église Saint-Jeanne d’Arc, von außen ist die Kirche den Flammen des Scheiterhaufens nachempfunden. Über den Tour Jeanne d’Arc, in dem Jeanne d’Arc gefangen gehalten wurde, fuhren wir wieder zurück zum Camper und entlang der Boucles de la Seine (Seine-Schleifen) auf den Stellplatz in Norville.

Freitag, 28.06.2024, Norville – La Rivière-Saint-Sauveur, 57 km
Heute stand Le Havre am Programm. Wir parkten uns am kostenlosen Aire de stationnement de camping-cars im Nordosten von Le Havre. Von dort sind es ca. 6,5 km ins Zentrum, wobei die ersten 1,5 km ganz schön bergab gehen. Das Stadtzentrum von Le Havre wurde 1944 von den Alliierten völlig zerstört und wurde vom Pariser Architekten Auguste Perret, „Meister des Stahlbetons“ basierend auf den Grundprinzipien Übersichtlichkeit, Einfachheit und Helligkeit neu aufgebaut. Breite Straßen und quadratische Häuserblöcke folgen geometrischen Grundsätzen. Le Havre ist eine interessante, aber nicht gerade schöne Stadt. Als erstes kamen wir zum Espace Oscar Niemeyer, einem Kulturzentrum mit Kinos, Bibliothek und Ausstellungsräume (Oscar Niemeyer ist Schöpfer der brasilianischen Retortenstadt Brasilia). Im Volksmund wird das Kulturzentrum auch Petit Volcan, Yoghurtbecher oder Elefantenfuß genannt. Anschließend kamen wir zur Église Saint Joseph. Ihren 110 m hohen Turm kann man schon von Weitem sehen. Die Kirche ist den Opfern der Bombenangriffe gewidmet. Durch die zahlreichen kleinen Glasfenster wirkt der Innenraum hell und bunt. Über dem Altar im Zentrum der Kirche öffnet sich der achteckige Laternenturm. Nach dem Mittagessen auf der Terrasse des Restaurants La Croisette mit einer köstlichen Trilogie de poissons und Blick auf den Strand und das Meer, fuhren wir über den Hafen, Kathedrale (eines der wenigen historischen Gebäude der Innenstadt) und den Docks Vauban (einst Lagerhallen, jetzt Einkaufs-, Freizeit- und Kulturzentrum) bergauf, zurück zum Camper. Über die Seine-Brücke Pont de Normandie steuerten wir einen Stellplatz in La Rivière-Saint-Sauveur an, für den morgigen Besuch des benachbarten Honfleur. Angekommen um 17:30 Uhr konnten wir den Abend noch in der Sonne vor dem Camper genießen.


Samstag, 29.06.2024, La Rivière-Saint-Sauveur – Hérouvillette, 65 km
Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem Fahrrad in das 3,5 km entfernte Honfleur, die berühmteste Künstlerkolonie der Normandie. Der in Honfleur geborene Eugène Boudin wurde zu einem Wegbereiter des Impressionismus. Samstag ist hier Markttag und obendrein Wochenende, also wimmelte es in der Stadt nur so von Touristen. Besondere Attraktion des Ortes ist das Vieux Basin, das von schönen, alten, mit Schiefer verkleideten Häusern umrahmt wird. Unser Stadtspaziergang führte uns weiter, vorbei an zwei alten Waschhäusern zur Kirche Saint-Léonrad, dann zum Jardin du Tripot, über enge Gassen zur Kirche Sainte-Catherine. Die Kirche wurde 1468, kurz nach Ende des Hundertjährigen Krieges in Holzbauweise errichtet, da sich die vom Krieg stark gezeichnete Stadt keinen Steinbau leisten konnte. Und damit ist diese Kirche die größte Holzkirche Frankreichs. Am Markt kauften wir uns schließlich Couscous, das wir auf einer Parkbank essen wollten. Da jedoch schwarze Wolken aufzogen, beschlossen wir, zurück zum Camper zu fahren. Nach unserem Mittagessen brachen wir dann Richtung Caen auf. Wir wollten entlang der Küste zu den auf der Karte eingezeichneten Aussichtspunkte. Auf der schmalen Straße gab es jedoch keinerlei Parkmöglichkeit. Von Deauville fuhren wir dann landeinwärts zum Stellplatz nach Hérouvillette, ca. 10 km vor Caen.


Sonntag, 30.6.2024, Hérouvillette – Hermanville-sur-Mer, 37 km
Nach dem Frühstück fuhren wir nach Caen und parkten uns beim Mémorial ein. Caen ist die Hauptstadt des Département Calvados und besitzt trotz Zerstörungen im 2. Weltkrieg noch immer die gewachsenen historischen Strukturen. Mit dem Fahrrad fuhren wir vorbei am Jardin des Plantes zur Kirche Saint-Étienne. Im angrenzenden Kloster Abbaye aux Hommes ist heute das Rathaus untergebracht. Da in der Kirche gerade Messe war, fuhren wir weiter zur Kirche Saint-Pierre. Die Bauarbeiten dauerten 3 Jahrhunderte und man findet neben dem gotischen Flamboyant-Stil mit seinen Strebebögen, Fialen und Balustraden auch Renaissance-Elemente. Gegenüber der Kirche liegt das Château Ducal, das heute einen kleinen Park, das Musée des Beaux-Arts und das Musée de Normandie beherbergt. Am Markt stärkten wir uns mit einem Poulet roti. Danach besichtigten wir die Abteikirche des Abbaye aux Dames, Sainte-Trinité. Sie ist außen wie innen eher schlicht, im Inneren wirkt sie extrem hell. Interessant sind das Triforium, ein schmaler, hinter Bogenöffnungen verborgener Laufgang über den hohen Arkaden, sowie die für die normannische Kunst typischen Bandfriese an den Arkadenbögen. Schließlich besichtigten wir noch die Église Saint-Étienne. Sie wurde von Wilhelm dem Eroberer gestiftet, dessen Grab sich auch in der Kirche befindet. Die Kirche mit ihrer schlichten Fassade gilt als Musterbeispiel für den romanischen Kirchenbau in der Normandie. Auch das schmucklose Langhaus mit seinem Kreuzrippengewölbe spiegelt den Geist der Romanik deutlich wider. Auf der Weiterfahrt mit unserem Camper zum Stellplatz in Hermanville-sur-Mer besichtigten wir noch die knapp außerhalb Caens gelegene Pilgerkirche Petit Lourdes mit 2 Kirchenräumen und einer winzigen Grotte. Die Mehrzahl der Besucher waren jedoch keine Pilger, sondern besichtigten die Ausstellung mit Bildern weiblicher Künstlerinnen. Kurz vor Hermanville blieben wir noch in Bénouville beim Mémorial-Pegasus stehen. Am 6. Juni 1944 landeten hier kurz nach Mitternacht Soldaten der britischen Luftwaffe und konnten die strategisch wichtige Brücke erobern, ein erfolgreicher Auftakt zur Landung der Alliierten. Die Brücke wurde aus verkehrstechnischen Gründen 1994 durch einen zweispurigen Nachbau mit größerer Spannweite ersetzt. Die alte Brücke ist im Mémorial-Pegasus zu besichtigen.

Montag, 1.7.2024, Hermanville-sur-Mer – Sainte-Mère-Église, 96 km
Unsere 1. Station heute war Luc-sur-Mer an der Côte de Nacre. Am 15. Jänner 1885 strandete dort ein Wal, dessen Skelett man in einem Park hinter dem Rathaus besichtigen kann. Bei diesem Wal handelt sich mit einer Länge von 19 m und einem Gewicht von rund 40 Tonnen um den größten je in Europa angespülten Wal. Danach fuhren wir nach Douvres-la-Délivrande, wo sich in der Basilique Notre-Dame-de-la-Délivrande eine schwarze Marienstatue aus dem 16. Jahrhundert befindet, die Pilgerscharen in die Stadt zieht. Nächste Station war Arromanches-les-Bain, ein kleiner Fischer- und Bedeort, aber untrennbar mit der alliierten Invasion verbunden. Die Alliierten begannen hier bereits einen Tag nach der Invasion, einen künstlichen Hafen aus alten Schiffen und Betonhohlkörpern anzulegen, um den Nachschub für die Truppen gewährleisten zu können. Die Reste des künstlichen Hafens und schwimmende Landungsbrücken sind noch sichtbar. Auf Grund der 80-Jahr-Feierlichkeiten der Invasion sind die Straßen mit Fahnen der Alliierten geschmückt und an den Laternenmasten hängen Fahnen mit den Bildern von WWII-Heroes. Von Arromanches-les-Bain unternehmen wir dann eine Wanderung entlang der Klippen zum Cap Manvieux. Wir fahren auf die Halbinsel Cotentin, einer landwirtschaftlich geprägten Region mit wenig touristischer Infrastruktur. Letzte Station war dann der kleine Ort Sainte-Mère-Église, bekannt durch den Fallschirmspringer John Steele, der mit seinem Fallschirm am Kirchturm hängen blieb. Dieses Ereignis wurde später im Film „Der längste Tag“ verfilmt. Zur Erinnerung daran hängt eine Puppe mit Fallschirm am Kirchturm.


Dienstag, 1.7.2024, Sainte-Mère-Église – Barfleur, 64 km
Zunächst fuhren wir zum Utah Beach. Die Strandabschnitte hier tragen heute englische Namen, nämlich die Codenamen der Alliierten. Es begann leicht zu regnen und im nächsten Moment schien wieder die Sonne, dann wieder Regen. Aber noch vor Mittag war es mit dem Regen vorbei. Über das Tal der Saire, mit Hecken gesäumte Straßen, Weiden, kleine Wäldchen und kleine Dörfern fuhren wir dann nach St-Vaast-la-Houge mit dem Fort Vauban (Vauban war der geniale Baumeister Ludwig XIV, der vor allem für den Festungsbau des Sonnenkönigs bekannt ist). Die Besichtigung der Festung war nicht möglich – geschlossen. So umrundeten wir diese nur auf einem ca. 2 km langen Rundweg. Am Nachmittag fuhren wir dann mit einem Amphibienschiff – bei Ebbe auf Sandboden vorbei an den Austernbänken – zur gegenüberliegenden Ile Tatihou. Aus Naturschutzgründen dürfen täglich nur 500 Touristen die Insel besuchen. Auch für das dortige Fort hat Vauban die Pläne geliefert. Bei Flut ging es dann mit dem Amphibienschiff über das Meer zurück nach St-Vaast-la-Houge. Wir sind wieder in einem Austerngebiet und somit mussten wir nach unserem Inselausflug natürlich auch Austern verkosten. 6 Stück mit einem Glas Muscadet und Brot um € 11,50, billiger als die meisten anderen Speisen in Frankreich. Schließlich fuhren wir noch nach Barfleur zu einem Parkplatz an der Küste, wo ein Wohnmobil neben dem anderen parkt.

Mi., 3.7.2024, Barfleur – Fermanville, 58 km
Nach dem Frühstück unternahmen wir einen Spaziergang durch Barfleur, das als eines der schönsten Dörfer Frankreichs gilt. Es hat uns nicht schlecht gefallen, aber wir haben schon schönere Dörfer gesehen. Übrigens: 1066 stach Wilhelm der Eroberer von hier gegen England in See und später schiffte sich Richard Löwenherz in Barfleur ein, um sich in London zum englischen König krönen zu lassen. Von Barfleur fuhren wir dann zum Phare de Gatteville. Der Leuchtturm ist mit seinen knappen 75 Metern, der zweithöchste Frankreichs. Hier begann es leicht zu nieseln. Auf der Küstenstraße fuhren wir nach Fermanville an den Strand. Nach dem Mittagessen dort setzten wir die Fahrt nach Cherbourg-en-Cotentin fort. Wir fanden gerade noch einen Platz auf dem großen Stellplatz beim Hafen, aber zum Übernachten gefiel er uns nicht. So beschlossen wir, nach der Stadtbesichtigung wieder zurück zum Plage de Fermanville zu fahren. Cherbourg ist keine sehr einladende Stadt und besondere Sehenswürdigkeiten gibt es auch keine. Wir beschränkten uns auf einen kurzen Stadtspaziergang mit Besichtigung des Parc Emmanuel-Liais, einem botanischen Garten mit Gewächshaus mit exotischen Pflanzen und der Basilique Sainte-Trinité. Zurück beim Camper entleerten und befüllten wir wieder unsere Tanks (Wasser gratis), fuhren zurück zum Plage de Fermanville und übernachten 1. Reihe fußfrei am Strand. Parken und Übernachten mit dem Wohnmobil ist hier erlaubt, aber ohne campingverhalten (Markise oder Stühle vor dem Camper).

Donnerstag, 4.7.2024, Fermanville – Port Diélette, 87 km
Entlang der Route des Caps fuhren wir mit Zwischenstopps, teils über einspurige Straßen mit der Hoffnung, dass uns kein Fahrzeug entgegenkommt, nach Écalgrain. Aber auf diesen engen Straßen dürften wir die einzigen unterwegs gewesen sein. Dort unternahmen wir dann eine 3-stündige Wanderung (10,5 km) am Nez de Jobourg. Zunächst über das Landesinnere kamen wir nach ca. der Hälfte des Weges zum Küstenpfad, wo es teilweise steil bergauf und dann wieder bergab ging. Kurz vor Port Diélette fanden wir dann neben der Straße eine Bucht mit Blick aufs Meer für die Übernächtigung.


Freitag, 5.7.2024, Port Diélette – Cérences, 104 km
In der Nacht hat es mal etwas geregnet und tagsüber il fait gris. Lediglich gegen 17 h kam kurz die Sonne raus. Wir fuhren die Route des Caps weiter nach Barneville-Carteret, wo wir eine 1½-stündige Wanderung zum Cap de Carteret und den begrünten Dünen von Hattainville unternahmen. Danach fuhren wir weiter vorbei am Château de Gratot nach Coutances. In der spätgotische Kirche Saint-Nicolas finden insbesondere im Sommer verschiedene Ausstellungen statt. Die Cathédrale Nôtre-Dame wurde im 11. Jahrhundert im romanischen Stil errichtet, erhielt im 13 Jahrhundert eine gotische Fassade und gilt als typisches Beispiel normannischer Gotik. Anschließen gingen wir zur Kirche Saint-Pierre. Sie wurde Ende 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts im gotischen Flamboyant- und Renaissancestil wieder aufgebaut. Abschließend besuchten wir noch den Jardin des Plantes. Der botanische Garten ist einer der ältesten in der Normandie und zeigt eine harmonische Kombination von französischen Rabatten, Baumgruppen im englischen Stil und italienischen Terrassen. Heuer ist er auch mit Motiven zur 80-Jahr-Feier der Befreiung durch die Alliierten gestaltet. Schließlich fuhren wir dann auf den Stellplatz in Cérences.

Samstag, 6.7.2024, Cérences – Rennes, 134 km
Heute wollten wir zunächst nach Granville, aber der Parkplatz für Wohnmobile war gesperrt und sonst nirgendwo ein Parkplatz zu ergattern. Obendrein begann es wieder leicht zu regnen. Und außerdem blies ein kräftiger Sturm, sodass wir auf die Besichtigung der Stadt verzichteten und entlang der Küste nach Süden weiterfuhren, mit einem schönen Blick auf Mont-Saint-Michel kurz nach Carolles. Dann ging es nach Avranches. Nach dem Mittagessen (heuer erstmals Galettes) besichtigten wir die Stadt: die Überreste des Bergfrieds der ehemaligen Burg, Thomas Becket-Platz, wo die Grundrisse der ehemaligen Kirche durch eine eingegrenzte Rasenfläche dargestellt wird und die Kirchtürme von spitzen Säulen, die an Kerzen erinnern, symbolisiert werden. Über enge Straßen über den Marktplatz kamen wir zur Basilique St-Gervais-et-St-Protais. Von außen wirkt die neoklassizistische Kirche recht schön. Der 74 m hohe Granitturm gilt als Wahrzeichen der Stadt. Das Innere ist aber schon sehr renovierungsbedürftig. Sie beherbergt jedoch einen wertvollen Kirchenschatz, zu dem der Schrein mit dem Schädel des heiligen Aubert, dem Gründer des Mont-Saint-Michel, gehört. Die neugotische Kirche Nôtre-Dame-des-Champs hingegen wirkt sowohl außen wie auch innen freundlich und hell. Abschließend besuchten wir noch den Jardin des Plantes, von wo man auch eine wunderschöne Aussicht auf den Mont-Saint-Michel hat. Dann verließen wir die Stadt und die Normandie und fuhren nach Rennes in der Bretagne, wo wir beim Stadion einen Platz für die Übernächtigung und morgige Stadtbesichtigung fanden.

Sonntag, 7.7.2024, Rennes – La Turballe,139 km
Rennes, die Hauptstadt der französischen Region Bretagne, ist eine junge, lebenswerte Stadt, geprägt von den Studenten der Universität. 1720 vernichtete ein Brand über 800 Häuser. Nur das Viertel Les Lices blieb verschont. Der königliche Architekt Jean Gabriel erhielt den Auftrag, den Wideraufbau durchzuführen. So findet man in der Altstadt noch viele Fachwerkhäuser, aber auch neoklassizistische Bauten.
Direkt neben dem Stadion-Parkplatz führt der Radweg vorbei. Ins Zentrum waren es nicht ganz 3 km. In der Cathédrale Saint-Pierre begann gerade die Messe. So begannen wir die Besichtigung gegenüber der Kathedrale mit der Porte Mordelaise. Das Tor aus dem 15. Jahrhundert war der Eingang für die Herzöge der Bretagne. Über den Place des Lices, früher Schauplatz der Ritterturniere, jetzt Marktplatz mit zwei Markthallen, dem Place du Champ Jacquet mit Fachwerkhäusern, deren Fassaden sich wie Kartenhäuser neigen, fuhren wir zum Place Sainte-Anne und Umgebung. Mittagessen in der Crêperie du Pont-Levis in einer Gasse gegenüber der Kathedrale. Anschließend Besuch der Kathedrale Saint-Pierre, die im Inneren mehr wie einem Konzertsaal, als eine Kirche gleicht. Über Rathaus, Oper und Parlament fuhren wir dann zum Parc du Thabor, einem nett angelegten Stadtgarten. Zurück beim Camper fuhren wir direkt zur Atlantikküste nach La Turballe auf einen Camping-Car Park mit etwas mehr Platz vor dem Camper. Somit konnten wir wieder grillen und im Freien zu Abend essen.
Jetzt können wir dort die Reise fortsetzen, wo wir unsere Tour voriges Jahr an der Atlantikküste unterbrochen haben.

Montag, 8.7.2024, La Turballe – Guérande, 9 km
Heute wollten wir einen Ruhetag einlegen und schliefen bis 9:15. Ins Bett kommen wir immer erst gegen 24 h. Es wird ja hier erst nach 22:30 finster, die Fußballmatches enden auch erst nach 23 h oder nach Elfmeterschießen gegen 24 h. Nach dem Frühstuck fuhren wir zum Office de Tourisme, um uns über eine Führung im Terre de Sel zu erkundigen. Da heute eine um 15:30 in Deutsch angeboten wurde, entschlossen wir uns diese zu buchen, da für morgen Regen angesagt ist. Also fuhren wir am Nachmittag zum Terre de Sel. Leider fällt heuer die Salzernte aus, da zu viel Regen gefallen ist. So konnten wir auch, die sonst in verschieden Farben schillernden Salzbecken nur auf Fotos betrachten. In der Regel erntet ein Paludier (Salzgärtner) pro Tag 50 – 80 kg grobes Salz und ca. 5 kg Fleur de Sel, die dünne Salzschicht mit den feinen Salzkristallen, die sich an der Oberfläche der Salzbecken bildet.

Dienstag, 9.7.2024, Guérande – Saint-Nazaire, 23 km
In der Nacht begann es zu regnen und es regnete, mit Unterbrechungen bis zum Nachmittag, Dann kam sogar die Sonne heraus. Im Gegensatz zur Hitze in Wien hat es bei uns etwa 20°. Am Vormittag besuchten wir Guérande, ein nettes, kleines Städtchen mit einer Stadtmauer aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Die Stiftskirche Saint-Aubin entstand zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert und wurde damit in unterschiedlichen Baustilen erbaut. Interessant sind unter anderem die Teufelfiguren auf den Kapitellen, die Menschen in der Hölle malträtieren. Am Place du Vieux Marché neben der Kirche stehen Stahlskulpturen von Nicolas Fedorenko, die eine stille Prozession der Einwohner von Guérande mit all seinen handwerklichen Bereichen darstellen. Natürlich gibt es hier auch eine Vielzahl von Geschäften mit dem Salz der Guérande. Nach einem Stadtspaziergang über die Porte St. Michel und Porte de Bizienne fuhren wir weiter nach Saint-Nazaire an der Loire-Mündung. Die Stadt wurde im 2. Weltkrieg fast völlig zerstört, hat den 4. größten Hafen Frankreichs, ohne historische Sehenswürdigkeiten. Wir parkten uns beim Base sous-marine ein. Im 2. Weltkrieg errichteten hier die Deutschen einen riesigen U-Boot-Stützpunkt. Heute ist hier ein Erlebnismuseum untergebracht, das sich zu einem wahren Besuchermagneten entwickelt hat. Im L’Espadon kann man die l’Espadon besichtigen, das französisches U-Boot, das 1964 nach einer Fahrt unter dem Packeis als erstes französisches U-Boot nördlich des Polarkreises wieder auftauchte. Im Escal’Atlantic kann man eine Transatlantiküberquerung auf einem legendären Ozeandampfer von der Kommandobrücke über das Promenadendeck und Kabinen bis zum Maschinenraum erkunden. Das EOL Centre Éolien informiert interaktiv über die Offshore-Windenergie. Tickets für das U-Boot gab es für heute leider keine mehr. So besichtigten wir die U-Boot-Basis nur von außen und gingen dann die Loire entlang bis zum botanischen Garten und wieder zurück zum Camper. Wir beschlossen jedoch, die Nacht in der Stadt zu bleiben, um das EM-Match Spanien – Frankreich in einem Bistro mitverfolgen zu können. Außerdem besorgten wir uns noch Tickets für die Besichtigung morgen am Vormittag. Am Abend schauten wir uns dann im Bistro L’r du temps bei einer Bouteille Cidre das spannende EM-Halbfinalspiel Spanien – Frankreich an, in dem die Spanier die Oberhand behielten und 2:1 siegten.

Mittwoch, 10.7.2024, Saint-Nazaire – Le Pouliguen, 60 km
Gestern hat uns die Dame im Office de Tourisme empfohlen, die Tickets gleich zu kaufen, da heute ein Streik der Tourismus-Angestellten stattfindet. So waren nur wenige Leute um 10 h beim U-Boot, wobei es im Laufe der Zeit mehr wurden. Aber wir konnten trotzdem das U-Boot relativ gut besichtigen. Per Audio-Guide erzählte ein Reporter, der damals bei der Expedition unter dem Packeis mit an Board war, wie er die Fahrt miterlebt hat. Danach fuhren wir in den Parc Naturel Régional de Brière, nach der Camargue die zweitgrößte Sumpflandschaft Frankreichs. Vom Aussichtsturm in Rozé hat man einen wunderbaren Ausblick auf den Naturpark. Wir fuhren weiter zur Île de Fedrun mit etlichen Reed-gedeckten Häusern. In Port de la Pierre Fendue buchten wir eine Fahrt mit einer Barke auf den Kanälen des „Schwarzen Landes“, wie das Hochmoor genannt wird. Glücklicherweise hatten wir eine Privatführung! Dann fuhren wir wieder zurück Richtung Le Croisic zu einem Stellplatz in Le Pouliguen.

Donnnerstag, 11.7.2024, Le Pouliguen – Nantes, 130 km
In der Früh begann es wieder zu regnen, hörte dann aber im Lauf des Vormittags auf und zu Mittag war es wieder sonnig. Als erstes besichtigten wir heute den Ort Batz-sur-Mer, une petite Cité de Caractère. Von der Kapelle Notre-Dame-du Murier findet man nur noch Reste und „Equinoxe la Dragoune“ von Paul Rouillac, welches aus Milchflaschen erstellt worden ist. Die Kirche Saint-Guénolé stammt aus dem 13. Jahrhundert. Im Laufe der Zeit wurde dann einiges zerstört, sodass im 15. und 16. Jahrhundert ein Wiederaufbau erforderlich war. Der 60 m hohe Glockenturm entstand 1677. Wir fuhren weiter nach Le Croisic. Der Fischerort hat sich jetzt zu einem Ferienort entwickelt. Am Straßenrand befinden sich Souvenirläden und Restaurants. Es gibt zwar große Parkplätze, deren Zufahrten auf 2,20 m Breite und die Parkplätze selbst für maximal 5 m lange Fahrzeuge beschränkt sind. Erst außerhalb des Ortes finden wir dann am Straßenrand einen Parkplatz für unser Picknick. Wir umrundeten dann die Halbinsel und fuhren weiter nach Nantes auf einen Parkplatz bei einem Sportplatz. Auf der Fahrt nach Nantes kamen wir auch bei einigen Kunstwerken vorbei: der Serpent d’Océan vom chinesischen Künstler Huang Yong Ping, dem Jardin Étoilé des Landschaftsdesigners Kinya Maruyama und der Yacht Misconceivable von Erwin Wurm. Inzwischen regnet es wieder.


Freitag, 12.07.2024, Nantes
Nantes, die ehemalige Hauptstadt der Bretagne gehört seit den 1960er Jahren offiziell nicht mehr zur Bretagne, sondern zur Region Pays de la Loire, aber eigentlich ist Nantes jedoch noch immer bretonisch. Heute stand ein abwechslungsreicher kultureller Tag auf dem Programm. Nach dem Frühstück fuhren wir – von unserem Übernachtungsplatz sind es mit dem Rad 15 min ins Zentrum. – zum office de tourisme und nahmen einen Pass Nantes, der 24 h gilt. Gleichzeitig reservierten wir den Eintritt zum Carrousel des mondes marins und der Galerie des machines. Le Machines de l’Île auf der Ile de Nantes ist ein Kunstprojekt, das einer imaginären Welt von Jules Verne und dem mechanischen Universum von Leonardo da Vinci nachempfunden ist. Bis Mitte Nachmittag verbrachten wir bei diesen Attraktionen. Weiter ging es zum Musée de Jules Verne und anschließend zum Château des Ducs de Bretanne, in dem sich das Musée d’Historie de Nantes befindet. Und dann noch das Musée d‘Arts de Nantes. Zum Schluss machten wir einen Abstecher zum Jardin des Plantes. Es begann zu nieseln und dann zu regnen. In der Annahme, dass es nur ein kurzer Guss wird, wollten wir zurückfahren, setzten uns aber dann unter einen Sonnenschirm, bis der Regen nachließ.

Samstag, 14.7.2024, Nantes – Villeneuve-en-Retz, 43 km
Da unser Nantes-Pass noch bis Nachmittag gültig war, fuhren wir gleich nach dem Frühstück zur Kathedrale, wo wir mit dem Petit Train eine Stadtrundfahrt machen wollten. Leider sind die Brücken, über die die Rundfahrt normalerweise auf die Île de Nantes führt, wegen Baustellen gesperrt. So dauerte unsere Fahrt anstatt der üblichen 40 Minuten nur ca. 25 Minuten. Aber wir sahen einiges, was wir mit dem Rad nochmals genau besichtigen wollen. Im Anschluss an die Rundfahrt wollten wir die Cathedrale St-Pierre-et-St-Paul besichtigen. Diese wird aber nach einem Brand am 18. Juli 2020, rund 1 Jahr nach dem Brand der Notre Dame in Paris, renoviert. Und vor wenigen Tagen haben wir gelesen, dass der Turm der Kathedrale von Rouen durch einen Brand zerstört wurde – also nur 2 Wochen, nachdem wir Rouen besucht hatten. Mit dem Rad fuhren wir dann zur Eglise St-Nicolas, über dem Place Royal mit einem monumentalen Brunnen aus dem 19. Jh. und einer als Mensch verkleideten Palme, zur Einkaufsstraße Rue Crébillon mit der architektonisch sehenswerten Passage Pommeraye, vorbei am Place Graslin mit interessanten Straßenlaternen und der Oper und davor einem Kunstwerk (Le Reve de Fitzcarraldo). Nach dem Mittagessen – wieder einmal Galettes – fuhren wir nochmals zu Les Machines de l’Île. Als Letztes besuchten wir noch den Tour LU von der ehemaligen Keksfabrik. Gegen 16 Uhr fuhren wir dann wieder Richtung Atlantikküste nach Villeneuve-en-Retz.

Sonntag,14.7.2024, Villeneuve-en-Retz – L‘Épine, 46 km
Heute ist Nationalfeiertag – trotzdem haben boulangerie und Supermärkte offen.
Beim Frühstück il faisait gris und während der Fahrt auf die Île de Noirmoutier il pleuvait. Das Festland, das der Île de Noirmoutier vorgelagert ist, ist das Marais Breton – mit der Bretagne hat das Sumpfgebiet nichts zu tun. Es war bis in die Neuzeit hinein ein unwegsames Sumpfgebiet, das erst allmählich durch das Anlegen von Deichen und Kanälen nutzbar gemacht werden konnte. Auf die Insel kann man auf einer Straße bei basse mer (Niederwasser) oder über eine Brücke fahren. Basse mer wäre erst um 17:31 h gewesen, also mussten wir über die Brücke fahren. Kaum auf der Insel angekommen, hörte es zu regnen auf und die Sonne kam heraus. Auf einem Stellplatz in L’Épine bezogen wir dann unser Quartier. Die knapp 49 km kleine Insel lebt von Salzgewinnung, Fischfang und Austernzucht – und natürlich dem Tourismus. Mit den Rädern erkundeten wir dann den nördlichen Teil der Insel. Entlang von Kanälen, vorbei an Salzgärten fuhren wir zunächst nach Noirmoutier-en-Île, einem wirklich netten kleinen Städtchen, weiter nach L’Herbaudière und zurück nach L’Épine. An einem der Salzstände kauften wir dann auch wieder einige Kilo Salz. Am Abend fuhren wir dann noch zum Port de Morin zum großen Feuerwerk um 23 Uhr am Nationalfeiertag.

Montag, 15.7.2024, L‘Épine – Notre-Dame-de-Monts, 49 km
Kurz vor 7 Uhr hat es zu regnen begonnen und so blieben wir beinahe bis 9 Uhr im Bett. Um 11:15 h mussten wir den Stellplatz verlassen, und da schien schon wieder die Sonne. Wir fuhren nach Noirmoutier einkaufen, bummeln und zu Mittag Austern essen. Dann fuhren wir zum Strand bei Port de Morin. An den Strand konnten wir uns wegen des starken Windes nicht setzen. In kürzester Zeit hatten wir den Sand überall. Gegen 17:30 h waren wir dann bei der Passage du Gois, der Straße aufs Festland. Bei Hochwasser ist die Straße 2-3 m überflutet. Um 18:30 h ist basse mer, der Koeffizient war heute 38, also kann man 38 min vor bis 38 min nachbasse mer die Straße im Schritt-Tempo passieren. Neben der Straße gibt es immer wieder betonierte Rettungspontons, an denen sich Unvorsichtige retten können, während sie zusehen müssen, wie ihre Fahrzeuge in den Fluten versinken. In Notre-Dame-de-Monts finden wir einen schattigen Stellplatz in Strandnähe.

Dienstag, 16.7.2024, Notre-Dame-de-Monts – Talmont-Saint-Hilaire, 80 km
Den Vormittag verbrachten wir am Strand von Notre-Dame-de-Monts. Es blies der Wind, aber es war sonnig. Nach dem Mittagessen im Camper verließen wir den Ort und fuhren zum nahe gelegenen Wasserturm Kulmino. Ein Aufzug fährt auf die Plattform in 70 m Höhe, wo man einen schönen Blick auf das Sumpfgebiet Marais Poitevin hat. Das Gebiet war ursprünglich vom Meer bedeckt, das sich im Laufe der Zeit zurückzog. Die Sumpflandschaft haben dann die Mönche ab dem 11. Jahrhundert nutzbar gemacht. Hierfür wurde dem Sumpf durch Kanäle und Deiche das Wasser entzogen und in den Fluss Sèvre Niortaise bzw. in den Atlantik umgeleitet. 70% der Fläche wurde so nach und nach trockengelegt, nur 30% sind die sogenannte „feuchte Marais“, das grüne Venedig. Anschließend fuhren wir nach Saint-Hilaire-de-Riez zum Trou du Diable, dem Teufelsloch. Durch das benachbarte Saint-Gilles-Croix-de-Vie wären wir zu Fuß viel schneller gewesen als mit dem Camper. 45 km hatten wir dann noch bis Talmont-Saint-Hilaire. Den im Führer angegebenen Stellplatz gibt es nicht mehr. Stattdessen fanden wir einen geräumigen Parkplatz. Das Städtchen mit einer Burg wurde als entzückender Ort beschrieben. Der Ort ist in Ordnung, aber so großartig fanden wir ihn auch wieder nicht. Dafür fanden wir eine nette Brasserie (O Château), wo wir köstlich zu Abend aßen.


Mittwoch, 17.7.2024, Talmont-Saint-Hilaire – La Rochelle, 96 km
Heute fuhren wir zunächst nach Longeville zum Maison du Marais Poitevin und unternahmen auf den Kanälen des Sumpfgebiets eine Fahrt mit einer Barke. Im Marais Poitevin gibt es keine Gelsen, weil die dortige Libellenart die Brut der Mücken bereits im Larvenstadium frisst. Wir wollten Libellen mit nach Hause nehmen, haben aber leider keine gefangen. Danach ging es weiter nach La Rochelle, wo wir den Aire de camping-car de Port-Neuf um 15:30 h erreichten. Mit dem Fahrrad fuhren wir dann vom Stellplatz in die Altstadt. Hier wimmelte es nur so von Touristen. Als ich vor 46 Jahren auf Interrail in La Rochelle war, war es bedeutend ruhiger. Zuerst suchten wir das Office de Tourisme auf, um Stadtplan und Infos zu besorgen und dann zu den Sehenswürdigkeiten: Vieux Port mit dem Tour de la Chaîne, Tour Saint-Nicolas und Tour de la Lanterne, dem Tour de la Grosse Horologe, ein Stadttor aus dem 13. Jahrhundert. Die Église Saint-Sauveur ist eingerüstet und war geschlossen. Abschließend besichtigten wir noch das Maison au Chat und den Plage von La Rochelle.

Donnerstag, 18.7.2024, La Rochelle – Saint Georges d’Oléron, La Gautrelle, 94 km
Vormittag fuhren wir nochmals in die Altstadt, stellten die Räder beim Tour de la Grosse Horologe ab und schlenderten durch das Altstadtviertel mit seinen Arkadengassen und Fachwerkhäusern, deren Balken oft mit Schieferplatten verkleidet sind. Das Erdgeschoß besteht meist aus massiven Kalksteinblöcken. Auch in La Rochelle brannte ein Dachstuhl ab (2013), nicht von einer Kirche, sondern vom Rathaus. Nach der 20,5 Millionen Euro teuren Renovierung erstrahlt das Rathaus innen und außen in voller Pracht. Nach einem köstlichen Mittagessen fuhren wir zurück zum Camper, duschen, Tanks entleeren bzw. füllen und weiter ging es auf die Île d’Oléron auf einen Campingplatz – das erste Mal auf unserer Reise – am Plage La Gautrelle bei Saint Georges d’Oléron. Der einfache Platz befindet sich in einem Kiefernwald, der Strand ist nur durch einen kleinen Dünenwall getrennt. Die Île d’Oléron ist die größte Insel der französischen Atlantikküste und über eine Brücke erreichbar. Traumstrände und Wälder bestimmen das Inselbild. Es gibt eine Vielzahl von Sportmöglichkeiten und ein riesiges Fahrradwegnetz.






Freitag, 19.7.2024, Île d‘Oléron
Nach einem gemütlichen Frühstück unternahmen wir eine Radtour zum Phare de Chassiron am Nordkap der Insel (30 km): zuerst bergauf/bergab durch einen Laubwald, dann entlang Kanälen und Tamarisken- und anderen Hecken, Blumenwiesen, zurück teilweise entlang dem Strand. Der 46 m hohe Leuchtturm bietet nach dem Besteigen über 224 Stufen eine großartige Aussicht bis zur île de Re und nach La Rochelle. Nach einem späten Mittagessen beim Phare (Galettes) fuhren wir zurück und genossen ein kühles Bad im Meer und die Nachmittagssonne am Strand von La Gautrelle.






Samstag, 20.7.2024, Île d’Oléron – Meschers-sur-Gironde, 98 km
Nach dem Frühstück gingen wir nochmals zum Strand. Es war gerade basse mer und damit ragten die Pfähle und Schnüre für die Muschelzucht aus dem Wasser. Kurz vor 12 h verließen wir den Campingplatz. Die letzten Kilometer vor der Brücke aufs Festland konnten wir nur im Schritt-Tempo und vielen Stopps zurücklegen. Wir fuhren weiter nach Marennes, dem bedeutendsten Austernzuchtgebiet der Welt: allein in Marennes werden pro Jahr 60.000 t Austern geerntet. Austern werden auf unterschiedlichste Arten kultiviert: die in dieser Region vorherrschende Zuchtmethode ist die Tischkultivierung. Winzige Austern werden in Säcken auf ca. 50 cm hohe Tische gelegt, die bei Flut überschwemmt sind und bei Ebbe im Trockenen liegen. Die Säcke werden regelmäßig geschüttelt, damit die Austern nicht zusammenwachsen. In der Regel dauert es 4 Jahre zur genussreifen Auster.
Da mussten wir natürlich zu Mittag auf Austern einkehren. Über den Phare de la Coubre fuhren wir auf der Straße zwischen Küste – Côte Sauvage – und dem Foret de la Coubre nach Royan. Die Parkplätze waren voll und für uns nicht erreichbar (2,1 m Höhenbarriere) und am Straßenrand parkten ebenso die Fahrzeuge der Badegäste. In Royan hat uns vor allem die 1955-1958 nach Plänen des Architekten Guillome Gillet erbaute Église Nôtre-Dame fasziniert. Die Kirche ist von außen ein Koloss aus Stahlbeton, der Innenraum wird durch zahlreiche kleine Glasfenster stimmungsvoll belichtet. Der Grundriss hat die Form eines Fisches. Die Stadt selbst mit dem großen Yachthafen ist ein Touristentummelplatz. Dann fuhren wir noch ein Stück weiter zum Stellplatz in Meschers-sur-Gironde.






Sonntag, 21.7.2024, Meschers-sur-Gironde – Saint-Laurent-Médoc, 210 km
Über Mortagne-sur-Gironde – die in den Kalksteinfelsen gehauenen Einsiedlerkirche L’Ermitage-Monolithe Saint-Martial war leider geschlossen – fuhren wir nach Blaye am rechten Ufer der Gironde. Die Gironde ist der größte Mündungstrichter Europas vom Zusammenfluß der Garonne und Dordogne bis zum Übergang in den Atlantik. Sie ist etwa 75 km lang und bis zu 15 km breit. Wegen der strategisch günstigen Lage war Blaye im Lauf der Geschichte oft umkämpft worden. Unter Ludwig XIV. wurde die Zitadelle – natürlich – von Vauban erneuert und zusammen mit dem Fort Paté auf der Gironde-Insel und dem Fort Médoc am gegenüberliegenden Ufer zu einem Verteidigungssystem ausgebaut, das den englischen Schiffen die Zufahrt nach Bordeaux versperren sollte. Später diente die Zitadelle als Gefängnis, unter anderem für Herzogin Marie-Caroline von Berry, der Schwiegertochter Karl X., die versucht hatte, die Vendée gegen den Bürgerkönig Louis-Philipp aufzuwiegeln. Heute gibt es hier Lokale, Wohnungen, ein Hotel und sogar einen Campingplatz. Auf der Weiterfahrt nach Bordeaux machten wir einen kurzen Halt in La Reuille, wo sich die Flüsse Dordogne und Garonne zur Gironde vereinigen. Der einzige Parkplatz in Bordeaux, wo man übernachten könnte, war zu grindig und so fuhren wir gleich weiter ins Weinbaugebiet Médoc westlich von Bordeaux, mit seinen riesigen Weinanbauflächen. Im Medoc wird jedes Hauptgebäude eines Weingutes als Château bezeichnet, egal, ob es sich um schlichte Höfe oder vornehme Villen handelt. Medoc-Weine sind bekannt für ihre Fähigkeit zu altern. Man sollte sie mindestens 10 Jahre lagern, erst dann beginnt der rubinrote Wein seine Qualitäten richtig zu entfalten.






Montag, 22.7.2024, Saint-Laurent-Médoc – Vendays-Montalivet, 160 km
Nach dem Frühstück fuhren wir nach Pauillac ins Maison du Tourisme et du Vin und erkundigten uns über Möglichkeiten einer Weinkost. Montags gab es keine besonders große Auswahl. Uns wurde das Château Cantenac-Brown in Margaux-Cantenac angeboten und wir reservierten sofort die Führung und Verkostung um 11:30 h. Die Straße zum Weingut war wegen einer Baustelle gesperrt und mehrmals mussten wir umkehren und eine andere Route suchen. Gegen 11.45 h hatten wir dann das Schloss und den Empfang gefunden. Die Verspätung spielte keine Rolle – wir waren die einzigen Gäste. Eine junge Dame erzählte uns auf Englisch die Geschichte des Weinguts, das es seit 1855 gibt (ein dritter Grad Grand Cru Classé) und führte uns dann in den Betrieb und Weinkeller. Der Rotwein lagert ca. ein Dreivierteljahr im Stahltank bevor er in die Eichenfässer kommt. Während er sich im Stahltank befindet, wird alle paar Wochen durchmischt: ein Teil des Tanks kommt in Behälter in einem Aufzug, diese werden dann eine Etage höher befördert, wo der Wein wieder oben in den Tank gefüllt wird. Nach der Führung bekamen wir noch 2 Kostproben: einen Brio de Cantenac-Brown 2018 (50% Merlot, 43% Cabernet Sauvignon, 7% Cabernet Franc) und einen Château Cantenac-Brown 2012 (65% Cabernet Sauvignon, 35% Merlot). Beides Spitzenweine, die Bouteille über € 30 und höher. Danach fuhren wir wieder zurück nach Pauillac, zuerst Mittagessen und dann nochmals ins Maison du Tourisme et du Vin, wo es um 15 h nochmals 2 Weine zur Verkostung gab und wir noch einige Flaschen Wein kauften. Entlang der Gironde fuhren wir dann nach Norden zur Mündung der Gironde, mit einem Abstecher zum Phare de Richard. Anschließend fuhren wir noch zur Mündung der Girone bei Le Verdon-sur-Mer und ein Stück die Atlantikküste entlang der Dünenlandschaft nach Süden zu einem Stellplatz in Vendays-Montalivet, nur durch eine Düne vom Strand und Meer getrennt.






Dienstag, 23.7.2024, Vendays-Montalivet
In der Früh schien schon die Sonne dann kamen jedoch Schleierwolken. Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem Rad in zum Office de Tourisme und anschließend zu einem benachbarten Campingplatz. Dort wäre erst ab morgen ein Platz frei geworden und außerdem war er uns zu teuer (ca. 60 € pro Tag) und viel zu groß (800 m von der Rezeption zum Strand mit vielen Animationen usw. Da blieben wir lieber auf unserem Stellplatz um € 14,80. Nachmittag kam wieder die Sonne heraus und wir verbrachten den Nachmittag am Strand. Amüsant ist es, den Surfern zuzusehen. Sie liegen minutenlang auf ihren Brettern und paddeln aufs Meer hinaus, werden dann aber wieder Richtung Strand getrieben und paddeln dann wieder raus. Irgendwann gelingt es ihnen eine Welle zu erwischen, kommen auf das Bord und liegen nach wenigen Sekunden wieder im Wasser. Nur wenigen gelingt es, eingie schöne Schwünge zu ziehen. Abends wieder Grill.


Mittwoch, 24.7.2024, Vendays-Montalivet
Wir blieben auf unserem Stellplatz und verbrachten den Tag am Strand.






Donnerstag, 25.7.2024, Montalivet – La Teste-de-Buch , 160 km
Vor dem Frühstück wollte Gabi nochmals einen Blick aufs Meer werfen, nach dem Frühstück packten wir unsere Sachen ein und fuhren an die 100 km zum Cap Ferret. Von hier hatten wir einen schönen Blick auf die auf der gegenüberliegenden Seite des Bassin d‘Arcachon liegende Düne von Pilat. Danach ging’s nochmals ca. 60 km bis zu einem Übernachtungsplatz in La Teste-de-Buch, einem Vorort von Arcachon.



Freitag, 26.7.2024, La Teste-de-Buch – La Teste-de-Buch / Plage du Petit Nice, 20 km
In der Früh fuhren wir mit den Rädern nach Arcachon und hier zunächst in die Winterstadt. Nach der Fertigstellung der Bahnlinie von Bordeaux nach La Teste boomte dort der Badetourismus, Arcachon hingegen war nur ein kleines Fischerdorf. Dann hatten die Gebrüder Péreire die Idee, in Arcachon ein Villenviertel für Lungenkranke mitten im Pinienwald zu errichten: die Winterstadt Außerdem kauften sie die Eisenbahnlinie und verlängerten diese bis nach Arcachon. Bald danach nahm auch der Sommertourismus einen Aufschwung. Neben schönen Villen gibt es hier auch das Observatorium, einen Turm aus Drahtseilen und Wendeltreppe, ein Werk von Paul Regnault und seinem Gesellen Gustav Eiffel. Von hier hat man einen schönen Blick auf das Bassin d’Arcachon. Über den Stadtstrand fuhren wir dann noch zur Markthalle und kauften uns dort ein Mittagessen, das wir im Camper verspeisten. Nach dem Mittagessen fuhren wir zum größten Sandhaufen Europas, der Dune du Pilat, die seit einer Rechtschreibreform Dune de Pyla heißt. Die Düne hat eine Länge von 2.700 m, ist 500 m breit und etwa 110 m hoch und besteht aus 55.000 m3 Sand. Außerdem herrscht dort eine ausgezeichnete Thermik: ein Eldorado für Paragleiter. Ewig kreisen sie in Scharen über der Düne. Schließlich fuhren wir noch zu einem Stellplatz südlich der Düne beim Plage du Petit Nice und gönnten uns ein Bad im Meer.









Samstag, 27.7.2024, La Teste / Plage du Petit Nice – Saint-Sulpice-de-Faleyens, 125 km
Gegen Mittag verließen wir den Stellplatz und damit das Meer. Über die Autobahn ging es dann vorbei an Bordeaux in den Weinort Saint-Émilion. Seit 1999 steht der Ort und das umliegende Weinbaugebiet auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Namensgebend war der Mönch Émilion, der unter dem Felsplateau eine Grotte fand, die er zur Eremitage ausbaute. Es folgten ihm weitere Ordensbrüder, sodass hier bald ein religiöses Zentrum entstand. Hauptattraktion ist die Eglise Monolithe, die im späten 11. Jh. aus einem Kalksteinfelsen gehauen ist. Mit 38 m Länge und 11 m Höhe ist sie die größte unterirdische Felsenkirche Europas. Eremitage, Dreifaltigkeitskapelle, Katakomben und Felsenkirche kann nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden und obendrein ist das Fotografieren verboten. Sehr schön ist auch die Stiftskirche mit Kreuzgang. Von der Stiftskirche kommt man über die „Tertre“ Straßen – nette steile, mit großen Steinen gepflasterte Gassen – in den tiefer liegenden Teil des Ortes. Hier gibt es unzählige Weinhandlungen und Lokale. Unterirdische Höhlen gibt es in der Umgebung viele, sie werden wegen der konstanten Temperatur von 12-14°C als Weinkeller genutzt. Da es jedoch keinen Übernachtungsplatz gab, fuhren wir wenige km weiter nach Saint-Sulpice-de-Faleyens.









Sonntag, 28.7.2024, 28.7.2024, Saint-Sulpice-de-Faleyens – Les Eyzies-de-Tayac, 115 km
Es geht wieder nach Osten und damit kamen wir ins Périgord, genauer ins Périgord Pourpre. Die Bezeichnung leitet sich von dem hier vorherrschenden Weinbau ab: wenn sich im Herbst die Blätter der Weinstöcke verfärben, leuchtet die hügelige Landschaft tiefrot. Wir besuchten Bergerac am Ufer der Dordogne. Der Ort hat jedoch nichts mit der Romanfigur Cyrano de Bergerac zu tun. Der echte Cyrano, Hector Savinien de Cyrano war niemals in Bergerac, ihr Name geht auf einen Immobilienbesitz bei Paris zurück, den seine Vorfahren einst von einer adeligen Familie namens Bergerac erworben haben. Die Stadt Bergerac vermarktet den Romanhelden sehr gut: 2 Cyrano-Statuen wurden ihm gewidmet. Die kleine Stadt mit den vielen verwinkelten Gassen und mittelalterlichen Fachwerkhäusern prägen das Stadtbild. Nach Besichtigung der Stadt fuhren wir weiter ins Tal der Vézère nach Les Eyzies-de-Tayac. Jetzt befinden wir uns im Périgord Noir. Die Bezeichnung kommt von der dunklen Erde mit den ausgedehnten dunkel wirkenden Steineichenwäldern. Im Vézere-Tal findet man an den spektakulären Felsvorsprüngen Häuser, die in das überhängende Felsmassiv hineingebaut sind. Heute war der bisher heißeste Tag mit über 30°C und da tat eine Abkühlung in der Vézere gut!










Montag, 29.7.2024, Les Eyzies-de-Tayac
Wir blieben noch einen Tag in Les Eyzies, gingen vormittag auf den Markt quasi vor dem Stellplatz. Bei Canoe Vèzére reservierten wir für 13 h ein Kanufahrt. Ein Kleinbus brachte uns nach La Roque Saint-Christoph, von dort ging es dann 13 km, vorbei an Felswänden und einigen in die Felsen gebauten Häusern, flussabwärts zurück nach Les Eyzies. Knapp über 3 h waren wir unterwegs. Das richtige Programm für diesen 38°C heißen Tag. Abschließend noch ein Bad in der auch nicht mehr kühlen Vézère.






Dienstag, 30.7.2024, Les Eyzies-de-Tayac – La Roque-Gageac, 28 km
Wir verlassen das Tal der Vèzére und fahren bergauf bergab wieder ins Tal der Dordogne. Zu Mittag kommen wir nach Beynac-et-Cazenac mit dem Château de Beynac, das 152 m hoch über dem Tal auf einem Kalksteinfelsen thront. Richard von Löwenherz / Richard Coeur de Lion, der die Burg 1194 eroberte, war einer der Besitzer. Heute war es eine Spur kühler als gestern, trotzdem machte Gabi die Hitze zu schaffen und nach ca. 5 km fuhren wir auf einen Camping-Car Park Platz am Ufer der Dordogne. Die Plätze dieser Stellplatzkette sind allesamt inkl. Wasser, Strom und WiFi, bei diesem Platz kann man zusätzlich den Pool des angrenzenden Campingplatzes benutzen. Den Nachmittag verbrachten wir dann in/an der Dordogne. Am frühen Abend gehen wir in das ca. 1 km entfernte La Roque-Gageac, wo an Felsüberhängen und natürliche Höhlen Häuser angebaut wurden. Der Ort zählt zu zwar zu den schönsten Dörfern Frankreichs, aber er ist ein reiner Tourismusort mit einer Vielzahl von Lokalen und Restaurants. Zurück am Stellplatz gehen wir noch in den Pool – aber nur kurz, das warme Wasser bringt keine Abkühlung. Inzwischen hat es auf 28°C abgekühlt.
Übrigens habe ich noch nicht geschrieben, warum in Frankreich zahlreiche Ortstafeln auf dem Kopf stehen: dies ist eine Protestaktion von Junglandwirten unter dem Motto „On marche sur la tete“ (Wir gehen auf den Kopf) gegen neue Regeln, die den Bauern 2023 auferlegt wurden.









Mittwoch, 31.7.2024,Vézac – Sarlat, 30 km
Weiter ging es nach Domme, eier Bastide auf einem Felssporn 150 m über der Dordogne. Bastiden waren im 13. Jahrhundert geplante befestigte Garnisonsorte zur Grenzbefestigung. Zur Zeit der Gründung gehörte die Bastide zum französischen Könighaus und bekam unter König Philipp III., dem Kühnen zahlreiche Privilegien. Während dem Hundertjährigen Krieg kam Domme unter englische Herrschaft. Erst Mitte des 15. Jahrhunderts fiel die Bastide wieder an Frankreich zurück. Bis heute hat sich Domme seinen mittelalterlichen Charme bewahrt. Der Ort zählt zu den schönsten Dörfern Frankreichs und lebt hauptsächlich vom Tourismus. Drei Stadttore und große Teile der Wehrmauers stehen heute noch. Die Häuser sind fast zur Gänze aus dem gelben Kalkstein gebaut. 1912 wurde von Kindern unterhalb des Ortes eine Tropfsteinhöhle entdeckt. Sie war Zufluchtsort während der Religionskriege, geriet dann jedoch in Vergessenheit. 1957 wurde sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, indem man von der Markthalle einen Zugang bohrte. Nach Besichtigung des Dorfes inklusive Höhle fuhren wir weiter nach Sarlat-la-Canéda. 1965 wurden die Gemeinden Sarlat und La Caneda zusammen geschlossen. Vom Stellplatz gegenüber dem Friedhof sind es zu Fuß ca. 10 Minuten in die Altstadt. Die Stadt wird auch als Hauptstadt des Périgord Noir bezeichnet und profitiert vom Denkmalschutzgesetz, das die gesamte Innenstadt als historischen Bezirk schützt und ist damit auch touristisches Zentrum der Region. Sarlat ist seit den 1970er Jahren eine der beliebtesten Filmkulissen Frankreichs (z.B. Baldouin das Nachtgespenst mit Louis de Funès oder Die Legion der Verdammten). Es gibt einige Fachwerkhäuser, aber der Großteil der Häuser und Palais sind aus Kalkstein. Jahrhunderte in Bedeutungslosigkeit und Armut hatten den Vorteil, dass sich keiner ein neues Haus leisten konnte, wodurch der alte Baubestand von 1450 bis 1500 erhalten blieb. Dank der Restaurierung zwischen 1964 und 1974 erstrahlt die Altstadt wieder in neuem Glanz. Wir besichtigten die Stadt entlang der Route laut Plan des Office de Tourisme. Kurz nach 18.30 war Gabi von der Hitze so gezeichnet, dass wir in einem Restaurant zu Abend aßen. Das Lokal war noch ziemlich leer. Als wir nach 20 Uhr mit dem Essen fertig waren, warteten schon mehrere Gäste auf einen Tisch, und das, obwohl in der Innenstadt fast ein Lokal an das nächste grenzt. Und die meisten der zig Restaurants sind voll. Diese Region wird auch von einer französischen Spezialität dominiert: Canard und Fois Gras – Enten- und Gänseleber. Man findet sie auf jeder Speisekarte und in jedem Souveniergeschäft. Erschöpft kommen wir gegen 22 Uhr zum Camper zurück. Jetzt tut ein kühle Dusche gut.









Donnerstag, 1.8.2024, Sarlat – Terrasson-Lavilledieu, 57 km
Heute stand die Besichtigung der Grotte von Lascaux mit den weltberühmten Höhlenmalereien am Programm. Auch diese Höhle wurde von Jugendlichen (1940) entdeckt. Aber bereits 1963 wurde die Grotte wieder geschlossen, da die Malereien unter dem Besucherandrang gelitten haben. Etwa 200 m weiter wurde eine originalgetreue Reproduktion der Grotte geschaffen und 2016 wurde das moderne Besucherzentrum Lascaux IV eröffnet. Nach einer einstündigen Führung durch den Nachbau der Höhle gibt es in einem Ausstellungsraum die Nachbildungen von diversen Höhlenmalereien mit interaktiven Erklärungen. Anschließend besichtigten wir das benachbarte reizende Städtchen Montignac, das an beiden Seiten der Vézere liegt. Auch hier gibt es noch viele Häuser aus dem 14. bis 16. Jahrhundert.






Freitag, 2.8.2024, Terrasson-Lavilledieu – Le Lioran, 163 km
Planänderung: eigentlich wollten wir heute nach Limoges fahren, doch beim Frühstück hatte Gabi die Idee, der Hitze auszuweichen und in die Berge zu fahren. Zunächst kommen wir nach Brive-la-Gaillarde im Limousin. Die Altstadt ist überschaubar, nett, hier findet man immer wieder Herrenhäuser, die mit Türmchen verziert sind. Am nördlichen Rand der Altstadt steht ein 22,5 m hoher Leuchtturm, es handelt sich jedoch um einen Wasserturm von 1834, der früher die umliegenden Brunnen versorgte. Wir fuhren weiter nach Osten in die Auvergne in die Berge des Cantal nach Le Lioran. „Wer das Cantal nicht kennt, kennt die Auvergne nicht, und wer die Auvergne nicht kennt, kennt Frankreich nicht“ schrieb der Schriftsteller Bernard Pouchéle. Das Cantal liegt im Inneren des Zentralmassivs und hat seinen Namen von einem gewaltigen Vulkan, der einst den Großteil des Gebietes bedeckte und der Größte Europas war. Er bildete sich vor 13 Millionen Jahren und erlosch vor 3 Millionen Jahren. Seine Überreste bilden ein Gebirge mit markanten Gipfeln und schönen Ausblicken.



Samstag, 3.8.2024, Le Lioran – Le Mont-Doré, 113 km
Nach dem Frühstück fuhren von unserem Stellplatz 1,5 km weiter zur Talstation der Seilbahn (auf 1258 m Seehöhe) und wanderten von dort zuerst durch den Wald, dann steil bergauf über Blumenwiesen und Heidelbeersträucher, entlang einem Grat zum 1811 m hohen Puy du Rocher. Von dort ging es kurz bergab zur Bergstation der Seilbahn und dann nochmals 60 Höhenmeter hinauf zum Plomb du Cantal, der mit 1858 m der höchste Berg des Department Cantal ist. Über die Schipiste ging es dann zurück zum Ausgangspunkt. Für die 10,6 km lange Tour benötigten wir mit etlichen Pausen knappe 6 Stunden. Über die Route de Cantal fuhren wir dann wieder einmal nur bergauf bergab zu einem Stellplatz, von dem es noch ca. 50 km bis Clermont-Ferrand sind.










Sonntag, 4.8.2024, Le Mont-Doré – Queuille, 90 km
Weiter über die Berge fuhren wir in die Michelin-Stadt Clermont-Ferrand. Vor der Besichtigung der Altstadt gingen wir noch Mittagessen: eine gute magret de canard (Entenbrust) avec jus aux herbes et frites de maison. Die Altstadt ist zwar im Reiseführer als sehenswert beschrieben, beeindruckt hat uns jedoch nur die Cathedralé Notre-Dame-de-l’Assomption aus fast schwarzem Volvic-Lavastein und vor allem die romanische Basilique Notre-Dame-du-Port. Diese Kirche, fast gänzlich aus Arkose (Sandstein mit hohem Gehalt an Feldspat), wirkt dadurch hell. Im Gegensatz dazu besteht der Glockenturm aus dunklem Volvic-Stein. Sehenswert auch das Südportal mit einem herrlichen Tympanon. Viele schöne alte Häuser sind leider heruntergekommen und wären renovierungsbedürftig. Am späten Nachmittag fuhren wir dann weiter nach Norden nach Queille.






Montag, 5.8.2024, Queuille – Saint-Amand-Montrond, 141 km
Nach dem Frühstück gingen wir zur Aussichtsplattform mit Blick auf den Méandre de Queuille, eine 2 km lange Schleife, die der Fluss Sioule in den bewaldeten Granithügel gegraben hat. Dann fahren wir einige km weiter nach St-Priest-des-Champs zur Cascade du Gour Saillant, einem schönen Wasserfall mitten im Wald. Schwierig war es, sich neben der Straße einzuparken. Weiter fuhren wir zum Viaduc des Fades, beim Stausee Fades-Besserve. Die Gegend hat uns an den Stausee Ottenstein erinnert. Das Viadukt war nach seinem Bau (1901-09) die höchste Eisenbahnbrücke der Welt. 2007 wurde die Bahnstrecke allerdings stillgelegt und dient heute als Draisinenbahn. Bei Saint-Gervais-d’Auverne legten wir dann am Étang Philippe einen Badestopp ein, bevor wir die Auverne verließen und unseren Übernachtungsplatz an der Cher in St-Amand-Montrond ansteuerten.






Dienstag, 6.8.2024, Saint-Amand-Montrond – Nevers, 100 km
Am Vormittag besichtigten wir den Schlosspark des Château de Meillant im gleichnamigen Ort. Da heute wieder ein sehr warmer Tag war, beschlossen wir, wieder einen Badestopp am Étang de Goule bei Bassais-le-Fromental einzulegen. Auf dem Weg dorthin fanden wir an einer Straßenkreuzung in Charenton du cher das Restaurant Au Faisan Doré mit einem 3-gängigen Menü und einem ¼ l Wein um 16 €! Beim étang blieben wir nicht allzu lange, das Wasser war leider keine Abkühlung. Somit ging es weiter Richtung Osten ins Burgund nach Nevers. Der Stellplatz an der Loire war schon voll, doch auf der angrenzenden Straße fanden wir einen guten Platz zum Übernachten. Die Kathedrale, die bereits 2019 eingerüstet war, wird noch immer renoviert. Die Südseite sieht mittlerweile wieder hell und sehr schön aus. Allerdings wird auch im Inneren der westliche Teil, also ab den Querschiffen renoviert und ist nicht zugänglich. Danach noch ein kurzer Spaziergang durch die Altstadt und zurück zum Camper.






Mittwoch, 7.8.2024, Nevers – Pontailler-sur-Saône, 231 km
Zunächst fuhren wir nach Château-Chinon, wo wir den Fontaine du Mairie von Jean Tinguely und Niki de Saint Phalle, aufsuchten. Auf unserer letzten Burgund-Reise hatten wir diesen Brunnen verpasst – wahrscheinlich, weil wir keinen Parkplatz gefunden hatten. Der Brunnen ist eine bizarre Konstruktion aus Rädern und bunten Figuren, die vom Wasser in Bewegung gehalten werden sollten. Wasser spritzte zwar aus den Figuren, bewegt haben sich diese aber nicht. Die beiden Künstler haben bereits mehrere dieser Brunnen entworfen, u.a. den Strawinski-Brunnen beim Centre Georges Pompidou in Paris. Anschließend fuhren wir zum Château Sully und besuchten auch dort den Schlosspark, welcher nicht so gepflegt war wie der des Château de Meillant. Nachdem es am Morgen bewölkt war, hat es mittlerweile wieder 28°C Schließlich fuhren wir noch nach Beaune zur Fa. Fallot Senf kaufen. Fallot ist der einzige Hersteller von Dijon-Senf in Frankreich und produziert nach althergebrachtem Rezept und zerkleinert die Senfkörner mit einer historischen Steinmühle. Unsere letzte Nacht in Frankreich verbringen wir in Pontailler-sur-Saône am Ufer der Saône.




Donnerstag, 8.8.2024, Pontailler-sur-Saône – Kirchberg an der Jagst, 542 km
Gabi wollte in Frankreich noch eine Tarte Flambée essen. So fuhren wir nach Thann, wo wir kurz nach 12 Uhr ankamen. Nach dem Mittagessen fuhren wir weiter und verließen um 15 h Frankreich, um dann nach Kirchberg an der Jagst, zwischen Heilbronn und Nürnberg weiterzufahren.




Freitag, Kirchberg an der Jagst – Wien, 681 km
Schon gestern, als wir nach Kirchberg kamen, sahen wir dass der Ort sehr nett ist. Schon von Weitem sieht man den 45 m hohen Stadtturm. Nach dem Frühstück machten wir deshalb noch einen kleinen Stadtbummel. In einem Dorfgasthaus „Gasthaus zur Linde Pruppach“ bei Schwabach aßen wir noch zu Mittag und dann ging es nach Hause. Ankunft: 21 Uhr.



Gesamtkilometer: 6346
Durchschnittliche Geschwindigkeit: 48 km/h
Durchschnittlicher Verbrauch: 10 l/100 km